Hehlingen: 19-jähriges Feuerwehrmitglied gesteht Brandstiftung

Zwischen Dezember 2019 und Mai 2020 versetzte eine Brandserie in Hehlingen und Nordsteimke die örtliche Bevölkerung in Angst und Schrecken. Erst mit der Festnahme eines verdächtigen 18-Jährigen, eines Mitgliedes der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, endete die Brandserie abrupt. Am Mittwoch kam es zum Prozess vor dem Jugendschöffengericht gegen den heute 19-jährigen Hehlinger, dem neben versuchter schwerer Brandstiftung in einem gesonderten Verfahren auch Fahren unter Alkoholeinfluss und Fahrerflucht vorgeworfen wurden. Gleich zu Beginn der Verhandlung am Amtsgericht ließ der Angeklagte durch seinen Verteidiger ein Geständnis ablegen. Laut Anklage hatte der Heranwachsende am Abend des 12. Mai auf dem Grundstück seiner Eltern in Hehlingen eine Mülltonne direkt am Heck seines VW Polo platziert, darin Feuer gelegt und sich dann seelenruhig ins elterliche Haus begeben. Der Angeklagte wollte durch den Brand einen Schaden an seinem Auto verschleiern: Sein Plan dabei: Das Feuer sollte auf das Auto übergreifen, weil er einen Schaden am Heck des Polo verschleiern wollte, den er zuvor auf einer alkoholisierten Heimfahrt von einer Feier verursacht hatte. Die Gefahr allerdings: Der Polo stand direkt unter dem elterlichen Carport aus Holz, der direkt an das Wohngebäude der Familie angrenzt. Es war nur der Aufmerksamkeit einer Nachbarin zu verdanken, dass weder Personen noch das Wohngebäude zu Schaden kamen. Nachbarn von gegenüber bemerkten das Feuer und mussten mehrmals klingeln, bis der junge Mann erst nach einigem Zögern die brennende Mülltonne auf die Straße zog und das Feuer lediglich die Mülltonne zerstörte. Aufgrund der Brandserie in Hehlingen und Nordsteimke – insgesamt rund ein Dutzend Fälle – hatte die Polizei eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe gebildet. Auch Observationen vor Ort fanden statt. Unter anderem war auch der jetzt verurteilte jugendliche Feuerwehrmann ins Visier der Ermittler geraten. Die Richterin erklärte: „Das war kein guter Tag für Sie: Morgens hatte es eine Hausdurchsuchung bei Ihnen gegeben, so dass Sie sich dann abends auf der Feier ordentlich betrunken haben und laut Aussage mehrerer Kumpels alkoholisiert ins Auto gestiegen sind. Dann auch noch der Unfallschaden, der um 22.21 Uhr von Ihrem Festnetz aus gemeldet wurde, und dann die Brandstiftung um 23 Uhr. In dem Haus befanden sich Ihre Eltern und Ihre kleine Schwester! Sie können von Glück sagen, dass niemand zu Schaden gekommen ist!“ Sein Lebenstraum war es, einmal Berufsfeuerwehrmann zu werden: Im Laufe des Prozesses erklärte der Angeklagte, schon seit seinem neunten Lebensjahr Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr zu sein und dass es sein größer Lebenstraum sei, einmal Berufsfeuerwehrmann zu werden. Der örtliche Gruppenleiter hatte der Polizei gegenüber bestätigt, dass der damalige Verdächtige und jetzige Angeklagte bereits übermotiviert aufgefallen sei. Derzeit absolviert er eine Ausbildung. „Mit diesem brandgefährlichen Verbrechen haben Sie sich selbst Ihren Lebenstraum zerstört. Das zeigt nach Auffassung des Gerichts, dass Sie nicht die erforderliche Verantwortungsreife für diesen Beruf mitbringen – aber das ist nur unsere persönliche Meinung“, begründete die vorsitzende Richterin das Urteil, das schließlich lautete: Freizeitarrest für ein Wochenende, 500 Euro Geldstrafe, sechs Beratungsgespräche zum Thema Alkohol und ein Monat Fahrverbot. Lesen Sie auch Serien-Brandstifter schlägt wieder zu: Videoaufnahme zeigt den Täter Sieben Schweine sterben bei Feuer in Hehlingen Feuer in Hehlingen: Drei Geräteschuppen und ein Haus zerstört Wer für die anderen Brandstiftungen verantwortlich ist, konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden. Zahlreiche Verfahren – unter anderem auch gegen den jetzt Verurteilten – mussten aus Mangel an Beweisen eingestellt werden. Auffällig ist jedoch laut Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe, dass die Brandserie mit der Festnahme des heute 19-Jährigen abrupt endete. Von der Redaktion/swi