Grundschule Alt-Wolfsburg: Ian holt Aufgaben für das Homeschooling ab

Pünktlich um elf Uhr hat Ian (10) seine Winterjacke übergezogen und ist die rund 200 Meter zur Grundschule Alt-Wolfsburg gelaufen. So sieht nämlich der „digitale Unterricht“ an der Grundschule Alt-Wolfsburg in Zeiten von Corona aus: Die Eltern (und Kinder) hatten am Montag eine Stunde Zeit, um die Arbeitsblätter für diese Homeschooling-Woche abzuholen. Ians Mutter, Anna Hellriegel, ärgert sich allerdings darüber. Die Schulleitung begründet das Vorgehen damit, dass die Lehrkräfte die Schüler so einmal sehen können. Die meisten Wolfsburger Schüler lernen wegen des Corona-Lockdowns voraussichtlich bis Ende Januar zuhause (Homeschooling). Bei den Grundschulen in der VW-Stadt ist dieses so genannte Szenario C auf eine Woche beschränkt. Im Idealfall werden die Aufgaben digital zugestellt, bearbeitet, wieder hochgeladen und von einem Lehrer kontrolliert – so sollte es auch an den Wolfsburger Grundschulen sein. So läuft’s aber nicht überall. Familie Hellriegel wohnt gegenüber von der Grundschule Wolfsburg: An der Grundschule Alt-Wolfsburg mussten die Aufgaben laut der Mutter Anna Hellriegel am Montag abgeholt werden. Dabei sei es unwichtig, ob die Eltern aus Vorsfelde oder Velstove kommen müssen. „Wir wohnen gegenüber der Schule, daher konnte Ian selber hinlaufen. Aber was machen die Eltern, die arbeiten müssen oder weiter weg wohnen?“, fragt sich die Wolfsburgerin, die zurzeit selber im Homeoffice arbeitet. Coronavirus: Neuigkeiten und aktuelle Entwicklungen aus Wolfsburg und Umgebung erfahren Sie hier. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh mit Corona infiziert Wegen Corona: Kaum jemand will jetzt eine Urlaubsreise buchen Corona in Wolfsburg: Die aktuelle Zahl der Infizierten Corona-News für ganz Niedersachsen: Einladung zu Impf-Terminen: Nicht alle Risikopatienten bekommen Post Weiter Streit um Abitur-Bedingungen in Niedersachsen So entwickelt sich die Corona-Lage in Niedersachsen Auf der Internetseite der Grundschule wird das Homeschooling erläutert. Die Unterrichtsmaterialien würden im Eingangsbereich der Schule liegen. Jede Klasse hatte 50 Minuten Zeit, ab 8 Uhr ging es los. Ian ist in der Klasse 4a, und somit konnte er ab 11 Uhr kommen. „Die Lehrerin kam zum Tisch und hat mir die Blätter gegeben“, sagt der zehnjährige Schüler. Bekommen habe er Arbeitsblätter für verschiedene Fächer und einen handgeschriebenen Zettel mit den Arbeitsaufträgen, betitelt mit „Homeoffice-Lernplan“. Unterlagen können bis 13 Uhr in der Grundschule Alt-Wolfsburg abgeholt werden: Susann Goedecke leitet die Grundschule Alt-Wolfsburg seit dem Sommer 2020, davor war die 56-Jährige an einer Peiner Schule. „Beim Abholen können sich die Eltern an die Lehrer und die Schulsozialarbeiterin wenden. Zudem sehen die Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler“, betont sie auf Anfrage der WAZ. Besonders diese Treffen seien „etwas Gutes für die Seele, da die Kinder etwas aus ihrem Alltag erzählen können“, sagt die Rektorin. Die Schüler müssten jedoch nicht mitkommen, das könne jede Familie selbst entscheiden. Die Zeiten müssten gestaffelt sein, damit kein Andrang entsteht und die Corona-Hygieneregeln eingehalten werden können. Goedecke merkt an, dass keine Eltern gezwungen werden, zu diesen Zeiten zu kommen. Denn die Unterlagen könnten auch nach Vereinbarung mit der Lehrkraft abgeholt werden, auch die Lernpläne von zwei Geschwisterkindern werden nach Wunsch an einem Termin ausgehändigt. Lehrer der Grundschule Alt-Wolfsburg bieten Videoanrufe an: Doch warum müssen die Unterlagen überhaupt persönlich abgeholt werden, wobei die Kontakte wegen Corona doch weitestgehend minimiert werden sollen? „Nicht jede Familie verfügt über die technische Ausstattung für den digitalen Unterricht oder einen Drucker, um Arbeitsmaterialien auszudrucken. Außerdem brauchen die Kinder die motorische Übung, wie das Schreiben auf Papier“, erklärt Goedecke. Sie fügt hinzu, dass die Schule über kein W-Lan verfügt und keine Kameras und Mikrofone vorhanden sind. Auf der anderen Seite betont die 56-Jährige, dass die Lehrkräfte privat per Telefon, E-Mail, Chat oder Videochat mit den Schülern Kontakt halten. Lesen Sie auch Digitalisierung und Corona: WAZ-Interview zur Situation in den Schulen Wolfsburger Umfrage: Funktioniert in Ihrer Familie das Home-Schooling? Homeschooling in Wolfsburg: So wird es für Familie Demann Gymnasium Fallersleben: Abiturienten bereiten sich im Wechselunterricht aufs Abi vor Lockdown: Wolfsburger Lehrer bereiten sich auf das Homeschooling vor Die Lehrerin von Ian bietet drei Stunden in der Woche Videoanrufe an. Der zehnjährige Schüler habe das Angebot noch nicht genutzt, da er mit den Aufgaben zurecht kommt. Die Aufgaben können nämlich laut der Schulleiterin eigenständig bearbeitet werden. Jedoch gäbe es zwölf Schüler, die eine erhöhte Hilfestellung bei der Bewältigung der Aufgaben benötigten. Diese werden – unabhängig von der Notbetreuung – in der Grundschule Alt-Wolfsburg unterstützt. Der Schulelternrat der Grundschule ist mit diesem Angebot der Schule zufrieden. „Die Schule, allen voran die Rektorin, macht einen hervorragenden und sehr engagierten Job. Daher finden wir das Angebot toll“, so Anke Pilz, Vorsitzende des Schulelternrats. Von Ann Kathrin Wucherpfennig