Erste Kunden besuchen Corona-Test-Zentrum in der Porschestraße

Superschnell und supersicher auf Corona testen – das verspricht die Firma Bosch, die Ende September 2020 mit dem Vivalytic ein PCR-Testsystem auf den Markt brachte, das eine Sars-Covid-19-Infektion in weniger als 45 Minuten nachweisen soll. Das unscheinbare Gerät ersetzt quasi ein Labor. Und eines steht jetzt in den Räumen des ersten Schnelltest-Zentrums in Wolfsburg. Am Wochenende empfingen der Arzt Meisam Dormiani und sein Team in der Porschestraße die ersten Kunden. Unter ihnen war Wolfsburgs Sterne-Koch Sven Elverfeld. Sven Elverfeld (Aqua/Ritz Carlton) und Saskia Oehmke (Schlossremisen) kamen vor knapp einer Woche aus Dubai zurück. Das Gastronomie-Paar hatte die Zeit der Zwangsschließung genutzt, um sich von Restaurant-Kollegen im Ausland inspirieren zu lassen. Ein negativer Corona-Test könnte die Quarantäne-Zeit der Reise-Rückkehrer um die Hälfte verkürzen. Grund genug, das Geld für den Service zu investieren, fanden die beiden. „Wir sind uns sicher, dass wir uns nicht angesteckt haben, denn in Dubai halten sich alle sehr diszipliniert an die AHA-Regeln; und da meckert auch keiner“, betont Saskia Oehmke. Mit Blick auf einen maskenlosen Passanten einige Meter weit entfernt schüttelt sie missbilligend den Kopf. Elverfeld, der wegen einer TV-Produktion in der letzten Zeit schon mehrfach verlässliche Schnelltests machen musste, ist begeistert davon, wie unkompliziert der Vorgang in der Fußgängerzone ablief. Er fühlte sich fachlich gut betreut. Serviceleistung ersetzt Arzttermin nicht: Genau das sei ihnen sehr wichtig, betonen Meisam Dormiani und der Radiologe Marco P. Fernandes, der als medizinischer Berater fungiert. Keinesfalls wollten sie die Gefahr verharmlosen oder Menschen den Eindruck vermitteln, ein negativer Test erspare ihnen für die nächsten Stunden die Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen. „Wer deutliche Symptome hat, sollte lieber in eine Praxis gehen. Wir bieten hier eine Serviceleistung, die auch Menschen in Anspruch nehmen können, die anderswo nicht getestet werden, um die Kapazitäten nicht zu überlasten“, erklärt Fernandes. Der nächste Kunde hat Erkältungssymptome. „Das ist nur ein Schnupfen – aber ich habe Kinder und bin selbstständig, da will ich lieber gleich auf Nummer Sicher gehen. Ich wäre sonst nach Hamburg oder Hannover gefahren“, sagt Michael Schwoerke. Wenn der Test positiv ausfalle, werde er sofort das Gesundheitsamt oder eine Arztpraxis aufsuchen. Auch wenn er das nicht tut, werden die Behörden es erfahren – vom Team im Zentrum, denn Corona ist meldepflichtig. ► Mehr Informationen auf der Seite des Wolfsburger Testzentrums Positive Corona-Tests sind meldepflichtig: Teil des Teams waren am Samstag der IT-Experte Timo Hartwig, der die Kunden-Daten aufnahm, und die mit Dormiani befreundete Anästhesistin Tannaz Karagarzadeh, die so lange als Hilfskraft assistiert, bis weiteres medizinisch geschultes Personal gefunden ist. Mehrere Kräfte hätten sich bereits beworben. Die Räume wirken karg. Einfache Trennwände, Stühle mit Metallbeinen, zwei Schreibtische, Plexiglas als Sprühschutz und ein Gerät zur Hände-Desinfektion – das war’s. Der Vorteil: Alles lässt sich schnell reinigen. Es bleibt Platz zum Abstandhalten. Und günstig ist die Ausstattung auch. Schon seit Beginn der Pandemie wird immer wieder darüber diskutiert, ob mehr und vor allem wer alles auf Covid-19 getestet werden sollte. Dabei spielen auch die Kapazitäten in den Laboren und Arztpraxen eine Rolle. Andererseits dürfen inzwischen auch Apotheken oder das DRK Schnelltests anbieten, weil sie Personal vorweisen können, das weiß, wie man einen korrekten Abstrich nehmen muss, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden. Trotzdem warnt das Robert-Koch-Institut (RKI) davor, zu viele Menschen zu testen, die selbst keine Symptome aufweisen und auch nicht wissentlich mit Virus-Tragenden in Kontakt waren. Warum? Laut RKI ist rechnerisch bei einer Summe von 10.000 Personen, die ohne Anlass getestet werden, die Gefahr von falschen Resultaten wesentlich höher – vor allem steige die Zahl der falsch positiv getesteten. Und das würde dann wegen der nötigen Nachprüfung bei Behörden und in Arztpraxen die Labore letztlich doch stärker belasten, als nötig. Es sei gar nicht so einfach gewesen, geeignete Räume zu finden, sagt Dormiani. Dass das angrenzende Gifhorn gerade jetzt zum Hotspot geworden ist, sei Zufall und keine Berechnung. Und dass das Testzentrum auch sonntags geöffnet habe, sei gar nichts Besonderes – für jeden, der schon einmal in einer Klinik gearbeitet habe, sei Wochenenddienst normal. Sechs Stunden, darüber könne ein angestellter Arzt nur lachen. Die Reaktionen der Passanten sind unterschiedlich. Ein VW-Mitarbeiter macht gleich mal mit dem Handy ein Foto von der Telefonnummer. „Wir werden zwar bei unserem Arbeitgeber getestet, aber wer weiß, wann man das mal gebrauchen kann“, meint er. Eine Seniorin verlässt das Zentrum wieder, als sie erfährt, dass ihr die Krankenkasse die Kosten nicht erstatten wird. 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Das wissen und sagen auch die Ärzte im Testzentrum. Von Andrea Müller-Kudelka