Der Wildschütz: Opernabend aus einem Guss

Eine begeisternde Operndarbietung konnten am Sonntag die Besucher des Scharoun Theaters erleben. Mit einer bemerkenswerten Aufführung unterstrich das Landestheater Detmold, dass „Der Wildschütz“ von Albert Lortzing bis heute nichts von seiner ursprünglichen Wirkung verloren hat. Der Wildschütz in Bildern – viel Spaß beim Durchklicken: Die Handlung der Oper beginnt mit den Hochzeitsvorbereitungen des Schulmeisters Baculus, der jedoch vom Grafen wegen angeblicher Wilderei vom Dienst suspendiert wird. Am Ende der sich hieraus entwickelnden turbulenten Beziehungskomödie stellt sich jedoch heraus, der von Baculus als Hochzeitsbraten erlegte Rehbock war sein eigener Esel. Wildschütz: Eine kritische Ironie in der Darstellung sichtbar: In der Präsenz des kompletten Ensembles entwickelt sich an dem Abend eine Opernaufführung wie aus einem Guss. Schon als Librettist konnte Lortzing Text und Musik genial miteinander verschmelzen. Aber vor allem ist seine kritische Ironie der Darstellung von Adel und Landvolk, von Oben und Unten sowie von Reich und Arm auch auf das heutige Leben übertragbar. Oper: Karger Bühnenaufbau und geschickte Lichteffekte: Auf dieser Grundlage stellt mit leicht parodistischer Überspitzung Martina Eitner-Acheampong in ihrer Inszenierung den Gegenwartsbezug her, passend hat Valerie Hirschmann Kostüme aus einer Mischung von biedermeierlicher Mode und hyper-modernem Outfit gestaltetet. Der karge Bühnenaufbau von Katrin Wittig wird durch geschickte Lichteffekte zu einem wandlungsfähigen Raum, der immer wieder von einem merkwürdigen Apparat beherrscht wird. Im Aufbau an Jule Vernes Zukunftsmaschinen erinnernd, erweist er sich als eine Art Konsumautomat, der mit dem nötigen Geldbetrag oder entsprechender Kreditkarte Süßigkeiten, Getränke, Kleider, Schuhe oder anderes bietet. Scharoun Theater: Publikum spendete immer wieder Zwischenapplaus: Mitreißend, zu Zwischenapplaus herausfordernd, sind die sängerischen und darstellerischen Leistungen des Ensembles. Philipp Meierhöfer als Schulmeister Baculus und Annina Olivia Battaglia als sein Mündel Gretchen mögen stellvertretend genannt sein für eine homogene Leistung der ansteckend spielfreudigen Solisten und dem stets präsenten Chor. Das Symphonische Orchester des Landestheaters Detmold überzeugt unter der Leitung von György Mészáros mit ausgewogenem Spiel als ein souveräner Begleiter. Langanhaltender Beifall. Von Heinz-Werner Kemmling

Scharoun Theater - Der Wildschütz: Opernabend aus einem Guss