DRK-Studie: Immer mehr Gewalt gegen Rettungsdienst-Einsatzkräfte

Diese Zahl schockiert: Für eine bundesweite Studie befragte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) 425 Mitarbeiter des Rettungsdienstes zu gewalttätigen Übergriffen bei Einsätzen. Das traurige Ergebnis: In einem Zeitraum von zwölf Monaten hat jeder der Befragten mindestens einmal so etwas erlebt. Mal blieb es bei Beleidigungen, mal wurde es handgreiflich. „Unfassbar“, findet Thorsten Rückert, Geschäftsführer des Wolfsburger DRK, diese Entwicklung. „Dabei wollen unsere Einsatzkräfte nur helfen.“ Erst seit einigen Jahren übernimmt das DRK auch Rettungsdienstfahrten. Seit März 2019 bildet es mit Malteser Hilfsdienst und Berufsfeuerwehr die Arbeitsgemeinschaft Rettungsdienst Wolfsburg (ARW). Beleidigungen seien leider oft an der Tagesordnung. Zu einem gewälttätigen Übergriff sei es einmal fast gekommen. „Weil Polizei vor Ort war, kam es nicht so weit“, erzählt DRK-Rettungsdienstleiter Christian Fischer. Die meisten Teilnehmer der DRK-Studie berichten von verbalen Übergriffen: Die meisten Teilnehmer der Studie (40,3 Prozent) berichten von verbalen Übergriffen. Etwa ein Drittel beschreibt sowohl verbale als auch körperliche Angriffe. Ausschließlich tätliche Attacken werden von 14,1 Prozent genannt. Verbale Gewalt wie Beleidigungen und Beschimpfungen kommen bei fast jedem Fünften (18,4 Prozent) mindestens ein- bis zweimal pro Woche vor. Die Täter sind in drei Viertel aller Fälle die Patienten selbst. „Die Ergebnisse der Studie sind natürlich besorgniserregend und erschreckend gleichermaßen. Wir erleben bereits seit Jahren eine Zunahme der Gewalt gegen Rettungskräfte“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbandes Niedersachsen Dr. Ralf Selbach. Deshalb lege der Verband bei der Ausbildung schon seit mehreren Jahren großen Wert darauf, die Einsatzkräfte auch auf solche Situationen vorzubereiten und gezielt zu schulen. Die häufigste Form verbaler Übergriffe waren Beschimpfungen und Beleidigungen: Selbach unterstützt die Forderung von DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt, die Straftäter konsequent zu bestrafen. Christian Fischer vom DRK Wolfsburg würde es außerdem begrüßen, „wenn das Ansehen der Einsatzkräfte in der Bevölkerung wieder steigt“. Lesen Sie auch „Das ist kein Spaß mehr, das ist kriminell“ Spezielles Training für Ärzte, Pfleger und Polizisten Die häufigste Form verbaler Übergriffe waren laut der DRK-Studie Beschimpfungen und Beleidigungen (91,1 Prozent), gefolgt von der Androhung von Gewalt (55,3 Prozent bei Mehrfachnennung). Die häufigsten Vorfälle spielten sich mit 52 Prozent im innerstädtischen Bereich ab, gefolgt von sozialen Brennpunkten. An dritter Stelle kommen bürgerliche Wohngegenden und Großveranstaltungen. Die häufigste Form bei tätlichen Übergriffen sind Schlagen und Treten: Die häufigste Form bei tätlichen Übergriffen sind Schlagen und Treten (32,7 Prozent) gefolgt von Schubsen (31,5 Prozent). Eine weitere Erkenntnis der Studie: Ursache der Gewalt sei ein teilweise überzogener Anspruch des Patienten gegenüber dem Rettungspersonal. Das habe es schon immer gegeben, „aber es wurde nicht versucht, dieses mit Gewalt durchzusetzen“, sagt DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin, der die Studie leitete. Die Daten für die Studie wurden von August bis November 2019 erhoben. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Der Notarzt“ erschienen: https://eref.thieme.de/B6C7I. Von Sylvia Telge