Corona-Beschlüsse: Enttäuschung in Wolfsburger Gastronomie und Einzelhandel

Das Gastgewerbe in Wolfsburg hat sich tief enttäuscht über die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern gezeigt. „Das ist die größte Katastrophe“, sagte Melanie Perricone, Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Die Gastronomie sei von der Politik mit keinem Wort erwähnt worden. Auch die Reaktion des Einzelhandels fiel zurückhaltend aus. Wann Restaurants und Hotels wieder öffnen dürfen, ist weiterhin völlig unklar. „Vielleicht haben sie uns schon vergessen“, kommentierte die Wolfsburger Dehoga-Kreisvorsitzende diesen Umstand sarkastisch. Auch die versprochenen Hilfszahlungen würden viel zu spät bei den Unternehmen ankommen. Die Unterstützung für den November sei gerade erst im Februar ausgezahlt worden. „Ich denke, es werden noch einige Insolvenzen kommen“, meinte Perricone mit Blick auf die Lage der Gastronomie in Wolfsburg. Man könne nur an die Kunden appellieren, den Restaurants weiter die Treue zu halten und die Angebote zum Mitnehmen zu nutzen. Einzelhandel erwartet eine lange Anlaufphase nach der Wiedereröffnung: „Es war nicht überraschend, dass der Lockdown verlängert wurde. Aus unserer Sicht würde man sich aber grundsätzlich eine klarere und langfristigere Kommunikation wünschen“, sagte Michael Ernst, Geschäftsführer der Designer Outlets Wolfsburg (DOW) und stellvertretender Vorsitzender des Vereins City Marketing Tourismus (CMT). „Ich freue mich für das Friseurhandwerk, aber es ist natürlich keine Gleichbehandlung in der Wirtschaft“, kritisierte Ernst. Er hätte sich eine frühere Öffnung auch für den Einzelhandel gewünscht. „Selbst wenn wir am 8. März wieder öffnen dürfen, werden nicht alle Kunden auf einmal wieder zu uns strömen. Es wird eine ganz, ganz lange Anlaufphase werden“, prognostizierte Ernst. Die Menschen hätten ihr Geld entweder bereits im Online-Handel ausgegeben oder verfügten zum Beispiel durch Kurzarbeit ohnehin über ein geringeres Budget. Vor allem viele inhabergeführten Geschäfte würde die monatelange Schließungsphase nicht überstehen. „Auch das Bild der Designer Outlets wird sich verändern“, kündigte der DOW-Geschäftsführer an. Der eine oder andere Mieter werde das Outlet-Center noch verlassen, dafür müssten Nachmieter gefunden werden. IHK wünscht sich eine Perspektive für alle Wirtschaftszweige: Die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) begrüßte die neuen Corona-Beschlüsse der Politik grundsätzlich und vor allem die nun möglichen Anträge auf die Überbrückungshilfe III. „Dass nun wieder einzelne Branchen herausgepickt werden und man nicht strikt nach Inzidenzwerten und weiteren Kennzahlen vorgeht, die dann für alle Wirtschaftszweige gelten, lässt viele regionale Unternehmen ratlos zurück“, betonte aber der Wolfsburger IHK-Geschäftsstellenleiter Michael Wilkens. Denn alle Wirtschaftszweige mit Kundenverkehren hätten erheblich in Hygienekonzepte und entsprechende Maßnahmen investiert. Sie alle sollten auch eine Perspektive erhalten. Lesen Sie auch Corona-Lockdown: Wolfsburger Wirtschaft schlägt Alarm Längerer Lockdown und schärfere Regeln: Das sind die Reaktionen aus Wolfsburg Das Wolfsburger Kunstmuseum wertet es als einen Erfolg, dass bei den Corona-Beschlüssen der Politik immerhin auch an die Museen gedacht wurde. „Da wir nun wissen, dass Museen und Galerien ab einer Inzidenz von 35 öffnen dürfen und Wolfsburg derzeit bei knapp unter 50 liegt, haben wir zumindest eine Perspektive“, sagte Kunstmuseumsdirektor Andreas Beitin. „Wir freuen uns sehr, dass nun endlich die Museen mit als erste Institutionen, die dann wieder öffnen dürfen, dabei sind und wir die Menschen gedanklich aus der düsteren Zeit holen und eine Abwechslung zu den üblichen Lockdown-Aktivitäten bieten können.“ Von Florian Heintz