46 Katzen in der Quarantänestation, 30 im Katzen-Trakt und 48 weitere in Pflegestellen: Das Tierheim Sülfeld ist an seine Grenzen gekommen und nimmt nun keine Katzen mehr auf.
Zu viele Katzen trotzt Kastrationspflicht
„Wir können es uns nicht erklären“, erklärt Nicola Kastrau, die bei der Wolfsburger Beschäftigungs GmbH (WBG) für das Tierheim zuständig ist. „Seit der Kastrationsverordnung waren die Zahlen eigentlich rückläufig. Aber in diesem Jahr steigen sie wieder an.“
Kastrieren muss auch, wer nur regelmäßig füttert
Erst im Mai 2018 hatte die Stadt die Kastrationspflicht festgelegt. Katzen, die ins Freie dürfen, müssen von ihren Haltern zum Kastrieren gebracht werden. Interessant ist besonders die Passage: „Als Katzenhalter/in im Sinne von Absatz 1 gilt auch, wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt.“ Auch Nicola Kastrau von der WBG meint: „Viele Menschen verstehen das nicht, aber in dem Moment, indem sie wilde Katzen anfüttern, sind sie auch verantwortlich für diese Tiere.“
Denn die Katzen, die im Tierheim landen, sind selten vom Besitzer abgegeben oder in Kartons ausgesetzt worden. Stattdessen sind sie meist schon länger ausgewildert – und die meisten von ihnen werden gleich mitsamt ihren Jungen abgeliefert.
Junge und kranke Katzen machen dem Tierheim besonders viel Mühe
Im Tierheim kommen die Fundkatzen grundsätzlich erst einmal in Quarantäne, solange nicht klar ist, ob sie Krankheitserreger mitbringen. 33 der 46 Quarantäne-Katzen sind derzeit tatsächlich krank und brauchen deshalb besonders viel Pflege. Tierpflegerin Andrea Eiserloh berichtet: „Insbesondere aufgrund dieser aufwendigen Intensivpflege stoßen wir als Tierheim an unsere Grenzen. Umso dankbarer sind wir, dass wir 48 weitere Tierheim-Katzen in vorübergehende Pflegestellen vermitteln konnten.“
Wenn es den Quarantäne-Gästen gut geht und sie alt genug sind, werden sie im Tierheim kastriert und dürfen in die normale Katzenabteilung umziehen, doch auch die ist mit 30 Haus- und Fundkatzen ausgebucht.
Der Aufnahmestopp, den das Tierheim deshalb verhängt hat, soll erstmal nur vorübergehend sein. Noch hofft das Tierheim-Team, dass die Wurfzeit für Katzenmamas bald vorbei ist. Leider dehnt sich die Wurfzeit von Frühling bis Herbst lang aus, wenn es ein warmes Jahr ist.
Auch die Tierhilfe ist ausgebucht – doch sie findet immer wieder Lösungen
Doch was machen nun die Wolfsburger, wenn sie im Gebüsch oder in ihrer Scheune eine junge Katzenfamilie oder sogar verlassene Katzenwelpen finden? Zum Glück gibt es noch die Tierhilfe Wolfsburg. „Eigentlich sind wir mit 40 Katzen in verschiedenen privaten Pflegestellen auch ausgebucht“, muss die zweite Vorsitzende Jennifer Bastian zugeben. „Aber wir suchen immer eine Lösung.“ Das hat bis jetzt auch immer geklappt, auch wenn es mühsam wurde: „Neulich habe ich sechs Tierheime angerufen, bis ich Erfolg hatte.“ Auch sie selbst beherbergt schon einige Pflegekatzen: neben einigen erwachsenen Katzen zieht sie gerade acht Katzenjunge per Hand auf.
Sowohl Tierheim als auch Tierhilfe freuen sich über Wolfsburger, die sich als ehrenamtliche Pfleger anbieten. Wer Interesse hat, kann sich beim Tierheim Wolfsburg unter der Telefonnummer (0 53 62) 5 10 63 oder per Mail an tierheim@wolfsburg.de wenden oder die Tierhilfe unter (01 76) 70 91 48 19 oder (0 53 61) 3 07 07 75 oder per Mail an tierhilfe.wolfsburg@t-online.de kontaktieren.
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Von Frederike Müller