Akku leer: Daran hapert es beim Ausleihen der E-Scooter in Wolfsburg

Seit dem vergangenen Wochenende stehen in Wolfsburg 350 türkisfarbene E-Scooter zum Ausleihen des Anbieters Tier. WAZ-Volontärin Ann Katrin Wucherpfennig hat die flotten Elektro-Roller getestet – und es gab auch einige Tücken und Schwierigkeiten. Hier ihr Bericht: Das Handy rausholen, den QR-Code scannen und durch Wolfsburg düsen – so einfach habe ich mir das Ausleihen der neuen E-Scooter vorgestellt. Doch die Nutzung der elektrischen Stadtflitzer lief nicht wie geplant. Die ersten Roller hatten keine Batteriekapazität mehr, die Suche nach verfügbaren E-Scootern gestaltete sich schwierig und am Ende war mein Handy-Akku fast leer. Wolfsburg: Ausleiher Tier hat 350 E-Roller aufgestellt: Der Mobilitätsanbieter Tier hat in Wolfsburg 350 elektrisch betriebene Roller zum Ausleihen aufgestellt, in der Innenstadt, in Fallersleben und Vorsfelde. Ich möchte mir einen E-Scooter vor der WAZ-Redaktion in der Porschestraße schnappen. Dazu muss ich zuerst die Tier-App herunterladen. Die App zeigt die verfügbaren, also aufgeladenen Roller in Wolfsburg an. Das sind im Rahmen meines Testsleider nicht viele. Dafür stehen umso mehr E-Scooter vor dem Rathaus, bei denen die Batterie zu schwach für eine Fahrt ist. Ein QR-Code, der am Lenkrad gescannt wird, teilt mir diese Information mit. In Wolfsburg sollen die Batterien der Roller ausgetauscht werden, damit die E-Scooter nicht mehr eingesammelt und gemeinsam geladen werden müssen. Das funktioniert offenbar noch nicht reibungslos. Touristen von dem Angebot in der VW-Stadt enttäuscht: Mit meinem Smartphone gehe ich zielstrebig auf weitere sieben Roller zu – und werde wieder von leeren Akkus enttäuscht. So wie mir geht es auch der 14-jährigen Amelie Hufert aus Hamburg. Sie ist mit ihrer Familie in der VW-Stadt unterwegs und will das neue Angebot ausprobieren. „In Hamburg funktionieren alle Roller sofort. Leider dauert es zu lange, einen Roller zu suchen, daher gehen wir jetzt zu Fuß weiter“, sagt die 14-Jährige. Die nicht aufgeladenen Roller schlagen auf meine gute Laune und auf den Akkus meines Handys. Nach einer halben Stunde auf der Suche nach einem funktionstüchtigen E-Scooter hat mein Smartphone noch eine Batterieleistung von 20 Prozent. Die Zeit drängt also. Schließlich muss mit der App der Roller gebucht und wieder abgemeldet werden. Nach einem kurzen Fußweg in die Schillerstraße, in der zwei weitere nicht aufgeladene Roller stehen, werde ich vor dem Kunstmuseum fündig. Mit der Tier-App schalte ich den E-Scooter frei. Die Aktivierungsgebühr beträgt einen Euro, jede weitere Minute kostet 15 Cent. Die Leihgebühren werden per Paypal oder Kreditkarte bezahlt. Erste Übungsmeter in der Porschestraße: Zuerst fahre ich langsam durch die Porschestraße und gewöhne mich an das Fahrgefühl. Besonders auf dem Kopfsteinpflaster vibriert der ganze Körper. Anschließend wage ich mich in den Straßenverkehr. Sobald ein Fahrradweg vorhanden ist, muss dieser mit den Elektro-Rollern genutzt werden. Ansonsten müssen Fahrer mit einem E-Scooter auf die Straße ausweichen. Mit dem E-Scooter unterwegs in Wolfsburg – eine Bildergalerie: Das Fahren auf dem Fahrradweg an der Pestalozziallee funktioniert problemlos. Die Roller haben eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde. Nur das plötzliche Beschleunigen, ohne die Beine aktiv zu bewegen wie beim Fahrradfahren, ist für mich als Roller-Anfängerin noch ungewohnt. Handzeichen geben ist schwierig: Danach begebe ich mich auf die viel befahrene Schillerstraße und probiere das Abbiegen aus. Gar nicht so einfach. Handzeichen kann ich nur mit dem linken Arm geben, denn mit der rechten Hand muss das Gaspedal am Lenkrad gedrückt werden. Bevor mein Handy-Akku vollständig leer ist, stelle ich den Roller wieder ab. Ich bin elf Minuten durch die City gefahren und zahle dafür 2,65 Euro. Bei Facebook beschwerten sich einige Wolfsburger über den Preis der E-Scooter. Ein Nutzer ist nach eigener Aussage neun Minuten gefahren und hat dafür 2,20 Euro gezahlt. Zum Vergleich: Ein Busticket der WVG kostet 2,70 Euro für 90 Minuten. Trotz Startproblemen nicht die letzte Fahrt: Die Fahrt mit dem E-Scooter in Wolfsburg war ein Abenteuer. Wäre ich nicht beruflich unterwegs gewesen, hätte ich die Suche nach einem aufgeladenen Roller nach zehn Minuten aufgegeben. Stattdessen wäre ich zur Bushaltestelle gelaufen oder hätte den kurzen Weg durch die Stadt zu Fuß zurückgelegt. Trotz der Startschwierigkeiten wird es bestimmt nicht meine letzte Fahrt mit den Rollern gewesen sein. Denn besonders in den Abendstunden oder am Wochenende fahren die Busse nicht mehr so häufig und dann könnte sich die Suche nach einem aufgeladenen E-Scooter lohnen. Die Wolfsburger Polizei hatte vor dem Start des E-Roller-Verleihs in Wolfsburg noch einmal auf die Verkehrsregeln hingewiesen. Das scheint gefruchtet zu haben. Mit den Leihmodellen gab es bislang noch keine Vorfälle. „Es könnte sein, dass die Kollegen Ermahnungen ausgesprochen haben. Aber ansonsten gab es keine Auffälligkeiten“, sagt Polizeisprecher Sven-Marco Claus. Für die Nutzung der E-Scooter oder auch E-Tretroller ist das Fahren bundesweit nur auf Radwegen erlaubt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 Kilometer pro Stunde, das Mindestalter für die Nutzung 14 Jahre. Die Roller müssen versichert sein und ein Kennzeichen haben. Bei den Verleihrollern ist das bereits der Fall. Ist kein Radweg vorhanden, darf auf die Straße ausgewichen werden. Auf Fußwegen, die für Radfahrer freigegeben sind, dürfen die Roller nur bewegt werden, wenn das Zusatzzeichen „Elektrokleinstfahrzeuge frei“ ausgeschildert ist. In Wolfsburg soll das künftig im Bereich der südlichen Porschestraße bis zur Pestalozziallee der Fall sein. 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