60. Geburtstag: So ehrt die Stadt Wolfsburg den Ratsvorsitzenden Ralf Krüger

Ralf Krüger (SPD) betrat den Sitzungssaal des Rathauses am Freitagvormittag nicht in seiner Funktion als Ratsvorsitzender, sondern als Geburtstagskind: Anlässlich seines 60. Jahrestages ehrte die Stadt den Fallersleber, der sich seit 30 Jahren im Wolfsburger Stadtrat engagiert, mit einem Empfang. Unter den rund 50 Gästen waren neben Ortsbürgermeistern, Rats- und Ortsratsvertretern sowie Fraktionskollegen mit Rolf Schnellecke, Rolf Wolters, Rocco Artale, Carl H. Hahn und Hans-Joachim Throl auch fünf Ehrenbürger der Stadt vertreten. Schweigeminute für die Opfer von Hanau: Nach einer Schweigeminute in Gedenken für die Opfer des Anschlags in Hanau lobte Oberbürgermeister Klaus Mohrs das Engagement des SPD-Politikers für die Menschen und die Stadt Wolfsburg. Es habe „sehr viele Höhepunkte“ in Krügers Karriere gegeben. „Es gab manchmal auch Misserfolge. Aber einige helfen auch, die nächsten Schritte umso engagierter zu tun.“ Schon als Jugendvertreter der IG-Metall habe Krüger Werte der Demokratie vertreten, bevor er im Juli 1989 für Sabah Enversen in den Wolfsburger Rat nachrückte. Nur drei Jahre später wurde er zum Fraktionsvorsitzen der SPD gewählt – und blieb es für 15 Jahre. „VW war damals in der Krise und damit die gesamte Stadt“, sagte Mohrs. Krüger habe im Aufsichtsrat der Wolfsburg AG und als Ratsmitglied an der Bewältigung dieser Krise mitgewirkt. Sorgfalt und Souveränität: Seit 1991 sitzt Krüger im Ortsrat Fallersleben/Sülfeld, ist zudem im Finanz- und Bauausschuss vertreten – Mohrs beließ es dabei, nur einige seiner Ehrenämter aufzuzählen, hob dagegen scherzhaft seine Sorgfalt hervor: „Wenige sind so gut vorbereitet. Das kann manchmal auch nerven, wenn Ralf Dinge anspricht, die manche schon vergessen haben.“ 2011 wurde Krüger zum Ratsvorsitzenden gewählt. Nur zwei der 63 Ratssitzungen habe Krüger zwar nicht leiten, dafür aber zumindest dank seiner eigenen Initiative für das Onlinestreaming verfolgen können. Mit der Gedenkstättenarbeit in Auschwitz und in der Diskussion um die KZ-Gedenkstätte am Laagberg habe er seinen gesellschaftspolitischen Anspruch deutlich gemacht, sich außerdem persönlich für Beziehungen zu den Partnerstädten engagiert. „Politischer Akrobat auf dem Hochseil“: SPD-Fraktionsvorsitzender Hans-Georg Bachmann bezeichnete Krüger als „politischen Akrobat auf dem Hochseil“ mit dem „Bestreben, die Balance zwischen dem Möglichen und den Erwartungen zu finden.“ Er hoffe, dass Krüger bei den kommenden Kommunalwahlen Bürgern ein Vorbild bleibe und für die Arbeit im Rat kandidiere. Krüger sagte, er habe zunächst „auf der harten Oppositionsbank“ gelernt, dass man etwas bewirken könne, „wenn man beharrlich bereit ist, dicke Bretter zu bohren“ und sprach unter anderem City-Galerie, Phaeno und den Ausbau des Allerparks an. „Ich konnte viel bewegen und mitgestalten, was mich weiterhin motiviert.“ Er werde gerne kandidieren, versprach Krüger und fügte hinzu: „Aber alle, die auf Altersmilde hoffen – das dauert noch ein bisschen.“ Blumen nahm Krüger übrigens gerne an, bat aber statt Geldgeschenken um Spenden für die Wolfsburger Tafel. Wolfsburgs Ratsvorsitzender Ralf Krüger im WAZ-Interview: Was war Ihr persönlicher Beweggrund, in die Politik zu gehen? Wolfsburg ist die Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Ich empfinde große Freude, diese Stadt mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Ich konnte an vielen Projekten mitwirken, etwas, was mich sehr stolz macht. Gab es dabei Projekte, die Ihnen besonders am Herzen lagen? Was das Thema Handel und Wirtschaft angeht, war es das Outlet-Center und vorher natürlich die City-Galerie. Beides waren umstrittene Projekte, doch entgegen der Befürchtungen haben sie dem Handel nicht geschadet. Heute sind alle froh, dass wir im Zentrum diese Einkaufsmall haben und dadurch Kaufkraft in Wolfsburg gebunden wird. Kommunalpolitiker müssen auch mit Kritik leben. Wie erhalten Sie sich Ihre Motivation? Auch wenn es Widerstände in viele Diskussionen gibt – wenn man von etwas überzeugt ist, sich durchsetzt und ein solches Projekt am Ende angenommen wird von den Menschen, ist das für mich der Erfolg. Wie hat sich während ihrer 30-jährigen Tätigkeit die Ratsarbeit gewandelt? Wir haben heute gegenüber früheren Jahren, in denen es vier Parteien gab, acht politische Gruppierungen. Die Vielfalt hat zugenommen, aber auch die unterschiedlichen Sichtweisen. Seit die AfD im Rat vertreten ist, hat sich manche Diskussion auch klimatisch verändert. Ich habe die Aufgabe, dann zu moderieren und die Dinge so in die Bahnen zu lenken, dass wir am Ende zu einer guten und konstruktiven Entscheidung kommen. Lesen Sie auch: Wolfsburger Rat bringt Baugebiete auf den Weg Kritik an Mehrkosten für Kita-Neubauten in Wolfsburg Von Christian Opel

Empfang im Rathaus - 60. Geburtstag: So ehrt die Stadt Ratsvorsitzenden Ralf Krüger