Leserbrief von Wolf-Günter Gerolstein zu den Schließtagen bei VW in Wolfsburg

Zum WAZ-Artikel „ Schließtage im VW-Werk: Entspannung ist nicht in Sicht“ schreibt Wolf-Günter Gerolstein aus Detmerode den folgenden Leserbrief: Ein Mangel an Computer-Chips ist also diesmal für die Schließung der VW-Werke verantwortlich. Dass mit weiteren Schließtagen und Produktionsausfällen in der Fertigung gerechnet werden muss, ist ein offenes Geheimnis. Bei einem Spaziergang am Allersee mit meinen Enkeln ist mir klar geworden, dass unsere Kinder und Kindeskinder in 30 Jahren ganz andere Probleme haben werden. „Im Jahr 2050 wird in Wolfsburg kein einziges Auto mehr produziert werden“: Deswegen müssen wir jetzt sofort darüber sprechen! Denn im Jahr 2050 wird in Wolfsburg kein einziges Auto mehr produziert werden. Die Dekarbonisierung der Mobilität schreitet voran und dass die vielbeschriebene Elektromobilität zum Scheitern verurteilt ist, ist bekannt. Gesellschaftliche Transformationsprozesse hin zu einer ökologischen Wirtschaft werden von Volkswagen und dem restlichen Individualverkehr nichts mehr übrig lassen. Wolfsburg ist Volkswagen und Volkswagen ist Wolfsburg. Wenn keine Autos mehr produziert werden, dann bleiben alle vier Schornsteine für immer aus. “Volkswagen - es dreht sich mir im Magen!” Und wenn es soweit ist, dann steht unsere Stadt vor der sprichwörtlichen Wand. Also: Quo Vadis? Wir sind jetzt im Jahr 2050. Meine Enkel werden dreißig Jahre älter sein, Linus 37, Nils und Louis 36, Benedikt 35 und Anja 34. In was für einer Stadt werden sie dann leben? Ich höre sie rufen: “Opa Wolf-Günter, warum hast du nichts getan?”. Denn wie wird Wolfsburg dann aussehen? Verschiedenes ist möglich. „Meine Enkel sollen nicht in einer Stadt der Algen leben müssen“: Vielleicht werden die da oben für uns entschieden haben. Algen binden CO2 und können den Klimawandel bekämpfen. Möglich wäre es, dass viele Fässer voller Algen in Wolfsburg aufgestellt werden oder vielleicht sogar ein ganzer künstlicher See entsteht, in etwa wie der Phoenixsee in Dortmund. Aus unserem Allersee wird der Algensee. Das wäre schrecklich. Ich sehe meine Enkel Linus, Nils, Louis, Benedikt und Anja vor meinem geistigen Auge. Sie sollen nicht in der Stadt der Algen leben müssen. Von WAZ-Leser Wolf-Günter Gerolstein