Storchen-Ärger: Anwohnerin will Nest von Schornstein entfernen lassen

In Fallersleben gibt’s Zoff um Störche, besser gesagt um deren Nest: Im Frühjahr haben die Tiere auf dem Schornstein eines Privathauses in der Bahnhofsstraße ein Horst errichtet. Obwohl die Vögel unter Schutz stehen, will die Eigentümerin die Brutstätte entfernen lassen. Storchenbeauftragter Georg Fiedler ist alarmiert, auch der Ortsrat hat sich in den Fall eingeschaltet. Im Juli haben zwei Weißstörche das Nest errichtet. Nachwuchs bekamen die Vögel zwar nicht mehr, aber das könnte im nächsten Jahr wieder anders aussehen. „Die Tiere haben die Wohnung gezielt für das nächste Jahr angelegt und kommen mit großer Sicherheit zurück“, weiß Storchen-Experte Georg Fiedler. Tiere machen zu viel Dreck: Doch die Hauseigentümerin ist offenbar gar nicht erbaut über die Initiative der Vögel auf dem Dach ihres Hauses und möchte das Nest offenbar entfernen lassen – wie es heißt aus Angst, die Tiere könnten Dreck verursachen. Diesen Aspekt kann zumindest Eisdielen-Besitzer Mauro Bizzaro nachvollziehen. Er bereitet in den Räumen des betroffenen Hauses sein Eis zu. „Ich könnte mir schon vorstellen, dass es zu dreckig und zu laut wird, wenn erstmal ein kleiner Storch da ist“, sagt Bizzaro. Für den Storchenbeauftragen Georg Fiedler zählt diese Argumente aber ganz und gar nicht. „In der Umgebung gibt es mehrere Nester und nirgendwo gibt es Probleme mit dem Schmutz“, betont der 66-Jährige. Deshalb setzt er sich mit der Storchenbeobachterin und Anwohnerin Rita Lunde – sie schaltete auch die WAZ ein – für den Schutz des Nestes und der Vögel ein. Lunde sagt: „Die Fallersleber haben sich an das Nest und die Tiere gewöhnt und freuen sich schon auf ein Wiedersehen.“ Mittlerweile hat der Storchen-Ärger in der Hoffmannstadt auch die Politik erreicht: Ortsrat André-Georg Schlichting (CDU) kennt den Fall ebenfalls – und hat sich mit der Eigentümerin in Kontakt gesetzt. Dabei wies er die Frau vor allem darauf hin, dass das Entfernen eines Storchennestes aus Gründen des Naturschutzes strafbar sei. „Ich wollte sie damit umstimmen, doch sie bleibt bei ihrem Standpunkt“, so Schlichting zur WAZ. Hohe Strafen zu befürchten: Der Weißstorch, auch Klapperstorch genannt, ist Vogel des Jahres 1984 und 1994. Zudem stehen die Tiere auf der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Deshalb ist das Entfernen eines Nestes nach dem Bundesnaturschutzgesetz eine Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 50 000 Euro geahndet werden kann. Lesen Sie auch: Die ersten Weißstörche sind zurück in der Region Von Ann Kathrin Wucherpfennig

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