Neues Naturschutzgebiet: Ortsrat lehnt Pläne der Verwaltung ab

Spezielle Maßnahmen in Corona-Zeiten auch im Ortsrat Fallersleben-Sülfeld: Besucher mussten Adressbögen ausfüllen, in der Aula des Schulzentrums Karl-Heise-Straße saß man auf Sicherheitsabstand, und dennoch mussten zusätzliche Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Denn auf der Tagesordnung stand mit der Ausweisung des Naturschutzgebietes „Barnbruchwiesen und Ilkerbruch“ ein Thema, das nicht nur in politischen Kreisen polarisiert, sondern auch für Aufregung bei Jägern, Landwirten und nicht zuletzt bei den Mitgliedern der Modellflugsparte im Aero-Club Wolfsburg sorgt. Wenn nämlich das Areal unter Naturschutz gestellt wird, müssen die Modellflieger mit erheblichen Einschränkungen ihres Flugbetriebes leben. „Dann geht es für uns ans Tafelsilber“, erklärte Dr. Wolfgang Möllenstedt, Spartenleiter Modellflug im Club. Es reiche völlig aus, Barnbruchwiesen und Ilkerbruch zu einem Landschaftsschutzgebiet zu erklären: Die Vorlage der Verwaltung in der bisherigen Form wurde von der Mehrheit aus PUG und CDU im Ortsrat abgelehnt. Die festgeschriebenen Einschränkungen beispielsweise für die Landwirtschaft gehen der Mehrheit einfach zu weit. „Das schärfste Schwert wird angewendet“, so stellvertretender Ortsbürgermeister Roman Dettmann (PUG) als Begründung. Es reiche völlig aus, Barnbruchwiesen und Ilkerbruch zu einem Landschaftsschutzgebiet zu erklären. In einer Sitzungsunterbrechung hatten Grundeigentümer und vor allem Jäger ihre Bedenken vorbringen können. Kritik der Jäger gab es unter anderem daran, dass man bisher keine Reaktion auf die vorgebrachten Einwendungen erhalten habe. Zuvor hatten Abteilungsleiter Dr. Horst Farny vom Umweltamt Wolfsburg, Claudia Leyers als stellvertretende Abteilungsleiterin der Unteren Naturschutzbehörde und Wolfsburgs Naturschutzbeauftragter Michael Kühn die Ausweisung des Naturschutzgebietes als notwendig dargestellt und teilweise sogar beklagt, dass sich vor allem das Land Niedersachsen mit der Umsetzung dieser EU-Anweisung zu viel Zeit gelassen habe. „Jetzt wird das Problem dringend“, mahnte Kühn, auch Vorsitzender des NABU Wolfsburg. Nur bis zum 15. Oktober habe man noch Zeit, das EU-Schutzprojekt „Natura 2000“ umzusetzen. Sonst drohten Strafzahlungen von 800 000 Euro pro Tag. SPD und Grüne stimmte für die Vorlage: SPD und Grüne folgten der Argumentation von Verwaltung und Naturschützern. Fraktionssprecher Eckhard Krebs (SPD) konnte vor allem die Sorgen von Landwirten nicht nachvollziehen, die eventuelle Ertragsminderungen ihrer Ackerflächen befürchten. „Im Naturschutzgebiet werden Einbußen vergütet“, sagte Krebs. Im Landschaftsschutz dagegen nicht. Großen Raum in der Sitzung des Ortsrat nahmen auch die Kenntnisgaben ein. Ortsbürgermeisterin Bärbel Weist (PUG) zog eine Bilanz der Monate seit Ausbruch der Corona-Pandemie, berichtete über zahlreiche Themen, die unter anderem bei Einwohnern zu Beschwerden führten. Von Burkhard Heuer