Jahresrückblick der Feuerwehr Fallersleben mit Virus und Unwetter

123 Einsätze hatten die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Fallersleben in den letzten zwölf Monaten – acht mehr als im Vorjahr. „Es war kein Brandjahr, es war ein Unwetterjahr“, resümierte Pressesprecher Jürgen Koch. Das Kommando hatte er erstmals zu einer Video-Pressekonferenz zusammengetrommelt, denn 2020 ist bekanntlich zudem das erste Corona-Jahr. Auch für die Feuerwehr eine spezielle Herausforderung. Dabei fing es so gut an. „Bei der Hauptversammlung war die Welt noch in Ordnung“, erinnert sich Ortsbrandmeister Tim-Bastian Freier. Doch im März mussten die Ehrenamtlichen ihre Ausbildungsdienste wegen Corona einstellen und entwarfen ausgeklügelte Pläne, um die Einsatzbereitschaft zu sichern, obwohl immer nur zehn Aktive gemeinsam ausrücken durften. Für zwölf Stunden mussten die eingeteilten Kräfte sicherstellen, dass sie das Feuerwehrhaus in drei Minuten erreichen könnten. Einkaufen oder Kinder von der Kita abholen ging da schlecht. Vize-Ortsbrandmeister Lars Hartmann lobt die Disziplin der Truppe. „Die schwere Zeit hat gezeigt, dass wir uns auf die Jungs und Mädels verlassen können!“ Als die Ausbildung endlich wieder stattfinden konnte, herrschte sieben Tage pro Woche Betrieb im Feuerwehrhaus. Jürgen Koch: „Man muss sich immer stärker spezialisieren“: Dass die Regelungen für Einsatz- und Dienstplan im Sommer gelockert werden durften, war gut, denn jetzt kamen die Stürme mit umgestürzten Bäumen und überschwemmten Kellern. Ausbilder Daniel Tegtmann bot Sonderdienste mit der Motorsäge an, um die Sicherheitsvorschriften der Berufsgenossenschaft zu erfüllen. Die gelten auch im Ehrenamt und ebenfalls bei Themen wie Absturzsicherung oder Atemschutz. Pressewart Koch: „Man muss sich immer stärker spezialisieren.“ Spezialisten waren ebenfalls im ungewöhnlichsten Einsatz des Jahres am 14. August gefragt: Mehrere Trupps aus Fallersleben schwitzten im Chemikalienschutzanzug bei der Firma Gübau im Heinenkamp, wo Phosphorsäure ausgetreten war. Auch die fördernden Mitglieder und Freunde unterstützen die Wehr. Das zeigte sich besonders beim Leuchtturmprojekt im Oktober, dem Schlachteessen@home. 112 Lunchpakete verteilten die Brandschützer an ihre Gäste, die sich den Livestream zu Hause anschauten, statt gemeinsam zu tafeln. „Die Spendenbereitschaft war überwältigend!“, so Freier. Ein besonderes Jahr war 2020 zudem für die Jugend unter Leitung von Stefan Krause, die ihr 60-jähriges Bestehen feierte, und für die neue Kinderfeuerwehr. Jason Taylor und sein kreatives Team beschäftigten die 16 Löschzwerge in Corona-gerechten Kleingruppen und mit Hausaufgaben für den Lockdown. Da müssen die Kleinen zum Beispiel so schnell wie möglich ihre Regenmontur anziehen – als Übung für das Tragen von Einsatzkleidung. Auch die Ausbildung der Jugend läuft online: Betreuer drehen Videoclips für die WhatsApp-Gruppe, um Gerätschaften zu erklären. „Das ist sehr, sehr aufwendig. Und für Skype-Dienste brauchen wir wahrscheinlich bald die Unterstützung der Eltern“, sagt Krause. Aber alle wachsen mit ihren Aufgaben. Die ersten Planungen für 2021 musste das Kommando wegen der zweiten Pandemie-Welle über den Haufen werfen. Der Ball fällt aus und ein Termin für die Hauptversammlungen steht noch nicht fest. „Wir möchten es nur ungern im Livestream machen“, sagen Freier und Hartmann. Für das Pfingstzeltlager plant die Jugend gleich einen Ausweichtermin nach dem Werksurlaub ein. Flexibel reagieren bleibt ein Motto. „Hoffen wir, dass spätestens im Sommer 2021 alles besser wird“, sagt Tim-Bastian Freier. Und vielleicht geht es ja auch irgendwann einmal mit der Instandsetzung des alten Feuerwehrhauses weiter. Zurzeit verhandelt die Stadt Wolfsburg noch immer mit der Feuerwehrunfallkasse Hannover. Lesen Sie auch Neuer Multifunktions-Container für die Wolfsburger Berufsfeuerwehr 15 Corona-Neuinfektionen in Wolfsburg Freiwillige Corona-Schnelltests in Wolfsburg: Wie sinnvoll sind sie? Von Andrea Müller-Kudelka