Corona-Folgen: Finanzielle Notlage beim Autismus-Zentrum

Große Not im Autismus Therapie- und Beratungszentrum (ATBZ) in Fallersleben: Die Einrichtung leidet finanziell stark unter den Folgen der Corona-Krise. Der Grund: Da viele Förderstunden wegen der Pandemie ausfallen, fehlen dem gemeinnützigen Verein Einnahmen. Viele Förderstunden fallen aus: „So wie es jetzt ist, halten wir es vielleicht einen Monat durch, dann ist Schicht“, blickt Leiterin Steffi Hamann sorgenvoll auf die kommenden Wochen. Das Problem des ATBZ: Da der Träger des Zentrums ein gemeinnütziger Verein ist, gibt es keine größeren finanziellen Rücklagen. Das ATBZ finanziert seine Mitarbeiter über Förderangebote für Menschen mit Autismus und ihre Angehörigen. Die Aufgabe übernimmt das Zentrum im Zuge einer Leistungsvereinbarung mit der Stadt. Jetzt fallen durch die Corona-Krise jedoch zahlreiche Förderstunden aus, die das Zentrum deshalb auch nicht mehr bezahlt bekommt. Während die Gruppentherapien momentan nicht möglich sind, könnten zahlreiche Einzeltherapien stattfinden, aber: „Viele Eltern trauen sich nicht, mit ihren Kindern zu kommen.“ Deshalb bietet das Zentrum ebenfalls Hilfe via Videochat und Telefon an. Bei einigen Kindern ermögliche jedoch die Form des Autismus aktuell keine Therapie: „Es ist für uns momentan nicht möglich, Kinder mit frühkindlichem Autismus zu betreuen, weil sie die Abstands- und Hygieneregeln gar nicht verstehen können.“ Stadt will Lösungen suchen: Dennoch will und muss der Verein Ansprechpartner für die Betroffenen und ihre Angehörigen bleiben: „Wir fallen nicht unter das Infektionsschutzgesetz“, betont Hamann. Die elf Mitarbeiter des Zentrums in Wolfsburg befinden sich mittlerweile in Kurzarbeit, Hamann rechnet mit Verlusten in Höhe von 50.000 Euro im Monat. Auf mögliche Hilfsangebote angesprochen, verweist die Stadt Wolfsburg auf das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz. Über das Gesetz könnte das Fallersleber Zentrum, genauso wie andere soziale Dienstleister im Bereich der Eingliederungshilfe, bis zu 75 Prozent seiner Einnahmen als Unterstützungsleistung erhalten. Hamann reicht dieser Hinweis jedoch nicht, sie befürchtet: „Ehe die Hilfen ausgezahlt werden, ist es für uns zu spät.“ Sozialdezernentin Monika Müller erklärt allerdings, dass sie es nicht so weit kommen lassen will: „Sofern Dienstleister trotzdem existenzgefährdet sind, muss im Einzelfall gemeinsam mit der Stadt eine Lösung gesucht werden.“ Die von der Stadt geschaffenen Soforthilfen für Vereine hat Hamann beantragt, die Zahlung in Höhe von maximal 2 500 Euro wäre für das ATBZ aber eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Eltern hoffen auf Hilfe: Um den Zentrum zu helfen, haben sich jetzt mehrere Eltern zusammengeschlossen: „Meine 15-jährige Tochter Emily hat sich Dank der Unterstützung im ATBZ super toll entwickelt und große Sprünge gemacht. Das, was die Mitarbeiter dort leisten, ist Gold wert“, betont Michaela Cucchiara. Gemeinsam mit weiteren Eltern möchte sie vor allem mit der Stadt ins Gespräch kommen: „Wir möchten ein richtiges Feedback auf unsere Nachfragen bekommen.“ Außerdem hofft sie auf die Unterstützung von Wolfsburgern, die dem Beratungszentrum helfen möchten: „Es ist wichtig, dass es das Angebot auch weiterhin für Eltern gibt.“ Zentrum betreut rund 100 Betroffene: Das ATBZ hat neben der Hauptstelle in Wolfsburg noch zwei Anlaufstellen in Gifhorn und Helmstedt. Die elf Mitarbeiter in Fallersleben betreuen rund 100 Menschen mit Autismus in Wolfsburg: „Wir helfen den Betroffenen in den Bereichen Kommunikation, soziale Interaktion und Motorik. Wir beschäftigen uns mit Fragen wie, wie spreche ich jemanden an oder wie knüpfe ich Freundschaften?“, erklärt Diplom-Sozialpädagogin Hamann. Wer das ATBZ unterstützen möchte, kann dies über ein Spendenkonto des Vereins „Autismus Wolfsburg u.U. e.V.“ tun. Die Kontodaten: Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, IBAN: DE 70269513110015203771, BIC: NOLADE21 GFW Mehr zur Corona-Krise in Wolfsburg: Coronavirus: Neuigkeiten und aktuelle Entwicklungen aus Wolfsburg und Umgebung erfahren Sie hier. Trotz Hygiene-Konzeptes: Wolfsburger Sportstudio-Chef darf nicht öffnen und ist sauer Stadt Wolfsburg gibt in zwei Tagen 10000 Masken aus Maskenpflicht in Wolfsburg: Ansturm auf Stoffe und Gummibänder im Nähcenter Neustart in Corona-Krise: So will VW dem Autohandel helfen Kita-Notbetreuung: Kommen Wolfsburger Eltern im Home-Office an ihre Grenzen? Corona: Service-Themen Corona-Themenseite: Alle aktuellen Corona-Artikel aus Wolfsburg auf einen Blick Corona-Liveticker: Aktuelle Lage in Wolfsburg im Überblick Das sind Wolfsburgs Corona-Helden #SupportYourLocal: Die WAZ hilft dem Handel – helfen Sie mit! Corona in Wolfsburg: Das müssen Sie bei einem Verdacht beachten Von Melanie Köster

Einnahmen fehlen - Wegen Corona: Autismus-Zentrum in Fallersleben schlägt Alarm