„Wichtig ist Tag X“, sagt Martin Skotnický. „Du kannst im Training die schwierigsten Sprünge mehrmals hintereinander schaffen, aber wenn du im Wettkampf Lampenfieber hast oder zu viel willst, dann zählt das alles nicht.“
Skotnický muss es wissen. Der Eiskunstlauftrainer und deutsche Bundestrainer Eistanz, der etwa die WM-Dritten von 2004 Kati Winkler und René Lohse trainierte, steht schon lange an der Bande. Und wenn man ihn fragt, worauf es beim Eiskunstlauf ankommt, dann sagt er: „Auf den richtigen Moment im Wettkampf, auf die Tagesform.“
Die ganzen Sprünge und Kombinationen, ob Rittberger (rückwärts mit einem Bein abspringen, 360 Grad Drehung und auf dem gleichen Bein rückwärts landen) oder Salchow (rückwärts mit einem Bein abspringen, 360 Grad Drehung und auf dem anderen Bein rückwärts landen) sind schon alleine eine hohe Kunst. Die Eiskunstlaufprofis führen sie in Kombination aus: die Frauen Dreifach-Dreifachkombinationen, die Männer Dreifach- Vierfachkombinationen. „Sie sind der Schlüssel zum Sieg“, sagt Skotnický.
Wie lange es dauert, bis man solche Sprünge und Kombinationen kann? „Mit vier Jahren sollte man schon aufs Eis“, sagt der slowakische Eiskunstlauftrainer. Bei Junior-Weltmeisterschaften könnten viele Eiskunstläufer bereits das gesamte Sprungrepertoire. Das Problem sei dann die Pubertät – gerade bei den Mädchen. „Schaffen sie die Drehungen und Sprünge auch mit weiblichen Rundungen noch genauso schnell?“ Wer es da schaffe, die Qualität zu halten, der könne auch noch mit 30 Jahren zur Spitze der Eiskunstlauf-Elite zählen, sagt Skotnick.
Auch die künstlerische Seite, das Programm und der Ausdruck der Eiskunstläufer seien wichtig, betont der Trainer. Aber am Ende zählt eben die Tagesform. „Und da stehen wir Trainer hinter der Bande und zittern vor jedem Sprung. Das ist für uns schlimmer als für die Läufer“, sagt Skotnický, dem es zum Beispiel beim dreifachen Wurf-Axel des deutschen Eiskunstlaufpaares Aljona Savchenko und Robin Szolkowy so geht. „Man kann da nichts machen und betet nur noch, dass sie die Sprünge stehen.“
Von Manuel Becker