Allerdings hatte sich Cavendishs Anfahrer Mark Renshaw aus Australien im heißen Finale den Weg mit zwei Kopfstößen gegen den Farrar-Anfahrer Julian Dean (Neuseeland) freigemacht. Darüber wird die Rennjury noch zu entscheiden haben. Ihre erste Entscheidung: Renshaw wurde auf den letzten Platz des Tagesklassements zurückgesetzt. Gerald Ciolek vom Milram-Team auf Rang zehn war chancenlos.
„Dean hat versucht, Renshaw in den Zaun zu fahren. Er hat sich nur gewehrt und das richtig gemacht“, sagte Cavendishs Sportchef Rolf Aldag. „Sprint ist keine Kindergeburtstag“, meinte Zabel.
Der als Rüpel verschriene Cavendish verwies am Donnerstag im Ziel der 11. Etappe in Bourg-Lès-Valence über 184,5 Kilometer den italienischen Radprofi Alessandro Petacchi und den US-Sprinter Tyler Farrar auf die Plätze. „Das war heute schwierig zu organisieren. Ich musste sehr früh los und das war von mir eher ein Ausreißversuch als ein Sprint“, sagte Cavendish. Nach seinem dritten Streich hat der Brite jetzt auch wieder Chancen in der Punktewertung, die nun Petacchi vor Titelverteidiger Thor Hushovd aus Norwegen anführt. Cavendish verbesserte sich von Platz fünf auf vier.
„Es war klar, dass ’Cav’ im Sprint der Schnellste ist. Seit seinem ersten Etappensieg war das gegessen - seitdem hat er enormes Selbstvertrauen getankt“, sagte sein Teamkollege Tony Martin, der im Finale wieder großen Anteil am Zustandekommen des schnellen HTC- Sprint-Zuges hatte.
Vor der anspruchsvollen Ankunft am Freitag in Mende blieb im Gesamtklassement an der Spitze noch einmal alles beim Alten. Andy Schleck versetzt das Großherzogtum Luxemburg weiter in helle Aufregung und verteidigte das Gelbe Trikot mit 41 Sekunden Vorsprung auf Vorjahressieger Alberto Contador und 2:45 Minuten vor dessen spanischem Landsmann Samuel Sanchez. Der in den Alpen gedemütigte Lance Armstrong scheint sich auf’s Altenteil zurückgezogen zu haben. Auch am Donnerstag rollte der 38 Jahre alte Rekordsieger nur mit.
Das trifft seit Tour-Beginn auch auf die Milram-Mannschaft zu. Sportlich läuft fast nichts zusammen - Cioleks zweiter Platz in Montargis ausgenommen. In der öffentlichen Wahrnehmung kommt die vom Milchunternehmen Nordmilch noch bis Saisonende finanzierte Mannschaft nicht vor. Am Vortag hatte sie eine weitere große Chance vertan, sich mit Tatendrang zu präsentieren.
Die Standpauke von Teammanager Gery van Gerwen („Fluchtgruppe verschlafen“) und Teamchef Ralf Grabsch („verschenkter Tag“) kam zu spät. Der Chef des Milram-Teams wollte den Druck auf seine müde Truppe durch starke Worte „am Donnerstag erhöhen“. Aber die 11. Etappe würde den Sprintern gehören, das war von vornherein klar und so hatten Ausreißer diesmal nur geringe Erfolgschancen. Ein Spanier und zwei Franzosen versuchten es trotzdem. Sie kamen bis Kilometer 166 - dann übernahmen die Teams der Sprinter die Initiative.
dpa