Zulieferer Aventics: In Laatzen sollen 250 Jobs wegfallen

Das Industrieunternehmen Aventics will am Standort Laatzen mehr als jeden dritten Arbeitsplatz streichen. Von rund 600 Beschäftigten sollen bis Ende 2022 insgesamt 250 Mitarbeiter das Werk verlassen. Davon habe das Management am Donnerstag den Betriebsrat und die IG Metall unterrichtet, teilte die Gewerkschaft mit. Von den Plänen seien die Produktion, die Entwicklung, die Verwaltung und das Zentrallager betroffen. Der Pneumatikspezialist wolle damit „auf strukturelle Entwicklungen“ in der Branche reagieren, hieß es. Pneumatikanwendungen mit Druckluft kommen im Maschinenbau, aber auch in der Autoindustrie zum Einsatz. Zu den Kernprodukten von Aventics gehören Zylinder, Antriebe und Ventilsysteme, die etwa in Maschinen in der Holz-, Textil-, Nahrungsmittel- oder Verpackungsindustrie genutzt werden. Die Firma beliefert nach eigenen Angaben auch Nutzfahrzeughersteller und Zugtechnikanbieter. Der Hauptsitz ist in Laatzen – neben dem hiesigen Werk gibt es Produktionsstätten in Frankreich, Ungarn, China und den Vereinigten Staaten. Weltweit beschäftigt Aventics rund 2100 Mitarbeiter. Das zur Emerson-Gruppe gehörende Unternehmen bestätigte den geplanten Jobabbau. Wie in der gesamten Branche seien die Aufträge zuletzt deutlich zurückgegangen, erklärte es. Deshalb müsse man jetzt die Kosten senken. Betriebsrat sieht gesamt Standort bedroht: Die Arbeitnehmervertreter kritisieren die Pläne scharf. „Diese Entscheidung ist nicht nur menschlich falsch, sondern auch wirtschaftlich“, sagte Betriebsratschef Michael Brozy. „Bis zur Übernahme durch Emerson war Aventics ein hochprofitables Unternehmen mit motivierten Mitarbeitern.“ Durch zunehmend falsche Entscheidungen des neuen Eigentümers werde nun der Standort gefährdet. „Wir befürchten, dass der geplante Stellenabbau der Anfang vom Ende sein wird“, sagte Brozy. Die Gewerkschaft kündigte Widerstand an. „Wir werden nun alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um Einfluss auf die Entscheidung bei Aventics zu nehmen“, sagte der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall in Hannover, Sascha Dudzik. „Wir fordern den Arbeitgeber auf, mit dem Betriebsrat und uns über eine Zukunftsvereinbarung für den Standort zu verhandeln.“ Das Management von Aventics betonte, dass das Werk in Laatzen nicht zur Disposition stehe. „Laatzen wird ein wichtiger Standort für Aventics bleiben“, sagte Geschäftsführer Daniel Gaßmann. Mutterkontern Emerson steht unter Druck: Bei Aventics hat zuletzt zweimal der Eigentümer gewechselt. Ursprünglich gehörte das Unternehmen zum Maschinenbauzulieferer Bosch Rexroth, bis dieser die Sparte im Jahr 2014 an den Finanzinvestor Triton verkaufte. Im Mai 2018 übernahm der amerikanische Mischkonzern Emerson das Unternehmen für 527 Millionen Euro. Die neue Muttergesellschaft hat vor zwei Wochen angekündigt, dass in ihrem Konzern 2900 Stellen gestrichen und zahlreiche Betriebsanlagen aufgegeben werden sollen. Das Unternehmen aus St. Louis in Missouri beschäftigt weltweit 88.000 Mitarbeiter. Emerson steht unter Druck. Obwohl der Konzern im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 6 Prozent auf rund 18 Milliarden Dollar und seinen Gewinn um 5 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar gesteigert und abermals die Dividende angehoben hat, fordert der Hedgefonds D.E. Shaw die Aufspaltung des Unternehmens. Der Investor glaubt, dass die Trennung der beiden Sparten Automatisierung und Kältetechnik den Firmenwert deutlich erhöhen würde. Emerson-Chef David Farr lehnt dies ab – stattdessen kündigte er eine Restrukturierung der Geschäfte an. Lesen Sie auch: Aventics wechselt den Besitzer Von Jens Heitmann

Industrie - Aventics will in Laatzen 250 Stellen streichen