Die Zukunft der tausenden Quelle-Mitarbeiter blieb am Dienstag zunächst ungewiss.
Das Geld reiche, um die Oktoberlöhne zu bezahlen, sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg in Fürth. Es werde dann eine “überschaubare Zahl“ von Menschen geben, die bereits zum 1. November entlassen werden müssten. Genauere Angaben machte Görg aber nicht. Die Räumung der Lager wird dem Insolvenzverwalter zufolge etwa vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen. Er werde sich um einen geordneten Ausverkauf bemühen, bei dem es auch ordentliche Rabatte geben werde. Ein so großes Geschäft könne nicht wie eine „heiße Kartoffel“ fallengelassen werden.
Nach dem Scheitern der Verkaufs sah der Insolvenzverwalter nach eigenen Angaben keine Alternative mehr zur Abwicklung von Quelle Deutschland. Als wichtigsten Grund für die gescheiterten Gespräche mit den Investoren nannte er den Kundenverlust. Das „gesunde Auslandsgeschäft“ des Versandhändlers soll laut Görg unverzüglich in einem eigenständigen Verkaufsprozess veräußert werden. Spezialversender wie Baby Walz agieren demnach ebenfalls in hohem Maß unabhängig.
In der Primondo-Gruppe, zu der Quelle gehört, arbeiteten zuletzt 10.500 Mitarbeiter. Bis Ende Januar 2010 war bereits im Rahmen eines Sanierungskonzepts ein Abbau auf 7000 Stellen geplant. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet nun einen weiteren massiven Verlust von Arbeitsplätzen. Die Beschäftigten müssten nun „die Konzernpolitik sowie die ordnungspolitisch motivierten Schnellschüsse und die unnachgiebige Haltung der Banken ausbaden“, erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nannte es einen schweren Schlag für die Region Nürnberg-Fürth, dass es „trotz intensiver Bemühungen des Freistaats nicht gelungen ist, eine tragfähige Zukunftsperspektive für Quelle zu finden“.
Der im Sommer bewilligte Massekredit über 50 Millionen Euro für Quelle - der teils dem Druck des Winterkatalogs diente - habe dem Insolvenzverwalter zusätzlich Zeit gegeben und damit die Voraussetzung für die Investorensuche geschaffen. Dass diese nun nicht gelungen sei, sei bedauerlich. „Den bayerischen Steuerzahlern wurden jedenfalls keine unverantwortbaren Risiken aufgebürdet.“ Ein Sprecher des bayerischen Finanzministeriums sagte auf Anfrage, der Kredit sei sehr gut abgesichert gewesen. Vor Vergabe des Massekredits sei auch die Möglichkeit einer Abwicklung von Quelle durchgespielt worden.
Bayerns SPD-Landeschef Florian Pronold kritisierte das Krisenmanagement der CSU-geführten bayerischen Regierung. Dem „Münchner Merkur“ (Mittwochsausgabe) sagte er: „Es hätte für Quelle eine Perspektive gegeben, wenn die CSU-Staatsregierung sich wirklich bemüht hätte.“
AFP