Auf Olaf Lies ruhen große Erwartungen: Der Landtagsabgeordnete soll an diesem Sonnabend neuer Chef der niedersächsischen SPD werden. Zur Wahl des 43-Jährigen kommen rund 200 Delegierte bei einem Parteitag in Stade zusammen. Lies, der in Sande in Friesland lebt, ist der einzige Kandidat für den Vorsitz. Nach internen Querelen und Wahlschlappen soll er die SPD zu neuer Stärke führen.
Mit Blick auf das erhoffte Wahlergebnis sagte Lies der Nachrichtenagentur dpa in Hannover: „Eine acht vorne würde ich mir schon wünschen“. Noch-Landeschef Garrelt Duin, der nach internem Streit sein Amt aufgibt, hatte 2008 einen Dämpfer erhalten: Er war auf 75,9 Prozent der Stimmen gekommen.
Bei diesem Parteitag kann Lies von einem Signal großer Geschlossenheit ausgehen - Grabenkämpfe verschiedener SPD-Bezirke sind kaum zu erwarten. Nach der Wahl des 43-Jährigen aus dem Bezirk Weser-Ems an die Spitze der Partei soll es auch einen neuen Mann für die Führung der SPD-Landtagsfraktion geben. Hier läuft alles darauf hinaus, dass der Chef des SPD-Bezirks Hannover, Stefan Schostok (46), Mitte Juni zum Fraktionschef und Nachfolger von Wolfgang Jüttner gewählt wird.
„Das ist die richtige Rollen-Aufteilung“, meint Lies. Er will mit Schostok ein enges Tandem bilden. Die beiden Landtagsabgeordneten hatten zuvor um den Vorsitz der Partei konkurriert. Bei zehn Abstimmungen der Parteibasis ging am Ende Lies als Sieger hervor - Schostok musste ihm hier das Feld überlassen.
Der SPD-Politiker Lies - verheiratet und Vater von zwei Kindern - setzt auf Bürgernähe und eine weitere Öffnung der Partei zur Basis. „Wir müssen das Vertrauen der Menschen wieder zurückgewinnen“, sagte der 43-Jährige, der seine Wurzeln in der Kommunalpolitik hat. Er spricht auch davon, dass die SPD wieder zum „Kümmerer“ für die Bürger werden soll. „Die Aufbruchstimmung bei der SPD ist jetzt da.“
Beim Landesparteitag in Stade will die SPD den Weg zu mehr Basis-Beteiligung ebenen. Nach der Kommunalwahl 2011 strebt die Partei an, den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2013 in einer Urwahl der Mitglieder zu bestimmen. Ob dafür auch Lies infrage kommt, bleibt vorerst Spekulation. Er selber äußerte sich bislang nicht dazu. Die Abwahl von Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen ermöglicht ein Wiedererstarken der SPD. In Umfragen legten die Sozialdemokraten leicht zu.
dpa