Wie ein Gerichtssprecher am Mittwoch sagte, ist die Versteigerung für den 16. Dezember geplant. Der Termin sei überraschend schnell angesetzt worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums. Gegen den breiten Widerstand in der 7000-Einwohner-Gemeinde will Rieger das Gebäude in Faßberg kaufen und ein rechtsextremes Schulungszentrum einrichten.
Das Land werde nun mit der Kommune Gespräche führen. Ob die Gemeinde eine gute Chance hat, Rieger auszustechen, konnte der Ministeriumssprecher nicht sagen. Faßbergs Bürgermeister Hans Werner Schlitte (parteilos) war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Rieger hat bereits 1,2 Millionen Euro für das Objekt geboten. Zehn Prozent des Verkehrswerts des Hotels, der mit 950.000 Euro angesetzt wird, hatte der rechtsextreme Anwalt zuvor als Bietersicherheit hinterlegt. Das setzt die Gemeinde finanziell unter Druck. Schlitte wollte ein Zwangsversteigerungsverfahren unter allen Umständen verhindern. Denn dadurch wird das Vorkaufsrecht der Gemeinde außer Kraft gesetzt. Auf diesem Weg könnte Rieger der Eigentümer des Landgasthofs werden
Ein Investor wollte den Gasthof zu einem Heim für seelisch Kranke umbauen und Arbeitsplätze in der Region schaffen. Er hatte 750.000 Euro für die Immobilie geboten - zu wenig in den Augen der Eigentümer. Die Verhandlungen mit der Eigentümerfamilie waren im Sommer dieses Jahres gescheitert. Wenig später hatten Neonazis das marode Hotel besetzt. Rieger berief sich dabei auf einen mit der Eigentümerfamilie geschlossenen Pachtvertrag, über dessen Gültigkeit nun die Gerichte entscheiden müssen. Das Gericht machte den Weg für eine Räumung frei. Zuvor hatte es breiten Widerstand in der Bevölkerung gegeben.
„Wir wollen kein zweites Hetendorf“, hatte Bürgermeister Schlitte damals betont. Das Heideheim in Hetendorf im Landkreis Celle galt in den 90er Jahren als eine der wichtigsten Tagungs- und Schulungsstätten des deutschen Rechtsradikalismus. Das ehemalige Kinderheim diente der verbotenen Wiking-Jugend als Treffpunkt.
Rieger will das Landhaus in Faßberg für rechte Schulungen und Parteitage nutzen. Auf dem dazugehörigen Campingplatz sollen Jugendlager organisiert werden. Er hatte zuvor schon in Delmenhorst versucht, ein Haus zu erwerben. Dieses Vorhaben scheiterte unter anderem am Widerstand der Bürger. Vom Kauf des Bahnhofs in Melle trat Rieger zurück, weil er ihn nicht wie vorgesehen für seine rechtsextremen Zwecken nutzen durfte. In Wolfsburg gibt es Widerstand gegen ein von ihm geplantes Kraft-durch-Freude-Museum.
Der Hamburger Anwalt Jürgen Rieger gilt als einer der Führer in der Neonazi-Szene. Er hat bislang zahlreiche Rechtsextremisten vertreten. In der Vergangenheit hat er immer wieder teure Immobilien erworben und damit eine Protestwelle innerhalb der Bevölkerung ausgelöst.
lni