Nur gut, dass das mal klargestellt worden ist. „Es ist definitiv nicht Ziel unser Politik“, verkündete Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, „dass die Meeresspiegel steigen. Aber es gibt einen Hinweis darauf, dass der Jade-Weser-Port in diesem Zusammenhang auch seine Perspektive hat.“ Also Freunde, wenn auch sonst alles absäuft – der Jade-Weser-Port bleibt. Deswegen heißt er ja auch Tiefwasserhafen. Und wenn der Meeresspiegel weiter ansteigt, wird der Port allmählich zum Tiefstwasserhafen, also noch brauchbarer. Nur ob er dann noch ein Hinterland hat, bleibt eine offene Frage. Vermutlich ragen dann nur die Leitungsmasten der endlich elektrifizierten Bahnverbindung zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg aus dem Wasser. Aber das ist Spekulation. Weils Satz vom definitiven Nicht-Ziel seiner Landespolitik war übrigens das einzige, was herausragte aus einer denkwürdigen Pressekonferenz zur Jahresauftaktklausur. Sie erweckte den Eindruck, der Ministerpräsident glaube, dass bereits seine schiere Existenz als Regierungschef eine gute Nachricht wäre. Auch sein Vize Bernd Althusmann vermittelte nicht den Eindruck, dass die Jahresauftaktklausur zu einem gedanklichen Funkenflug geführt hätte oder wenigstens zu ein paar Entscheidungen. Allgemeines gegenseitiges Schulterklopfen. Koalition läuft gut. Man wisse sogar, womit man beim anderen erst gar nicht anfangen brauche. Also prima Klima in der Regierung. Noch Fragen? Nee, lieber nicht. Aus der Wilhelmshavener Tiefseetrance aufgerüttelt wurden wir nur vom letzten Statement der agrarpolitischen Sprecherin der Grünen, Miriam Staudte: „Natürliche Gegner der Feldmäuse stärken“. Eine aktuelle Positionierung zur derzeitigen Feldmausplage im Nordwesten des Landes. „Wichtig sind jetzt Maßnahmen, die eine natürliche Jagd auf Feldmäuse durch Greifvögel und Füchse fördern“, erklärt Frau Staudte, und wir stimmen ihr vorbehaltlos zu. Doch wie fördert man Füchse? Brauchen wir jetzt Fuchsbeauftragte oder Greifvogelmanager? Und was wird aus dem Fuchsschwanz? Fragen über Fragen. Übrigens haben nach Auskunft des Landvolkes die trockenen Jahre eine Wühlmausplage verursacht, wie sie Niedersachsen zuletzt in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts erlebt haben soll. Auf jeder zweiten Wiese sollen sich schon Tausende von Nagern befinden, die nicht nur das Gras abfressen würden, sondern auch die darunter liegenden Wurzeln. Der Massenvermehrung würden Wanderungsbewegungen folgen, während die Kirchenmäuse abnehmen, nehmen die Wühlmäuse zu – O, Herr, lass Katzen regnen! Das scheint mir eine geeignete Überleitung zum neuesten Youtube-Format, das die hannoversche Landeskirche aufgelegt und mit dem Slogan „Anders Amen“ betitelt hat. Ellen (35) und Steffi (34), zwei lesbische Pastorinnen, entführen in das Örtchen Eime bei Hildesheim. Sie reden am Frühstückstisch über Gott und die Welt und dass Gottesdienste auch „scheiße“ sein können. Nun denn. „Wir wollen eine Online-Gemeinde für alle sein, denn die Kirche braucht definitiv mehr Glitzer in ihren Türmen.“ D’accord. Nichts gegen Glitzer, aber definitiv weniger „Sch..“. Und etwas mehr Eleganz. Andererseits ist man in Eime von ziemlich viel Landwirtschaft umgeben ... Von Michael B. Berger