In Libyen ist in der Nacht ein Ultimatum zur friedlichen Übergabe der letzten Hochburgen des gestürzten Diktators Muammar al-Gaddafi verstrichen. Bis zum Samstagmorgen gab es aber keine Anzeichen, dass die Anhänger des untergetauchten Despoten ihre Waffen niederlegen wollen.
Bereits Stunden vor Ablauf der Frist lieferten sich Gaddafi-Kämpfer und Aufständische in der 150 Kilometer südlich von Tripolis gelegenen Stadt Bani Walid heftige Gefechte. Neben der Wüstenstadt galt das Ultimatum des Übergangsrats auch für Sirte, die Geburtsstadt Gaddafis, sowie die Oase Dschufra und die Garnisonsstadt Sebha im Süden des Landes.
Wie die britische BBC unter Berufung auf einen Kommandeur der Aufständischen berichtete, rückten die Rebellen in Bani Walid trotz heftiger Gegenwehr bis auf zwei Kilometer Entfernung auf das Stadtzentrum vor. 29 bewaffnete Gaddafi-Anhänger wurden nach Informationen des arabischen Nachrichtensenders Al-Arabija getötet. Allerdings warteten die Rebellen weiter auf den Befehl ihrer Militärführung, die ganze Stadt zu stürmen.
Zu schweren Kämpfen sei es auch östlich der Küstenstadt Sirte gekommen, berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf Angaben des Übergangsrats. Rebelleneinheiten seien bei ihrem Vormarsch rund 55 Kilometer vor der Stadt auf Gegenwehr der Gaddafi-Anhänger gestoßen. Bei dem Gefecht sei auch schwere Artillerie eingesetzt worden.
Der 69 Jahre alte Gaddafi war vor zweieinhalb Wochen durch einen bewaffneten Volksaufstand aus der Hauptstadt Tripolis vertrieben worden. Sein gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Allerdings behaupten die Rebellen, sie hätten den Ex-Diktator eingekreist.
Unterdessen zeichnet sich im Weltsicherheitsrat eine rasche Lösung für eine UN-Mission in Libyen ab. Schon in der nächsten Woche solle ein Resolutionsentwurf vorgelegt werden, hieß es aus UN-Kreisen. „Im Rat zeichnet sich eine große Einigkeit zur zentralen Rolle der UN für die Zukunft Libyens ab“, bestätigte der Sonderberater des UN-Generalsekretärs, Ian Martin, am Freitag vor Journalisten.
Die „United Nations Support Mission in Libya (UNSMIL)“ soll zunächst für drei Monate ein Mandat erhalten. Während dieser Zeit soll der Bedarf an Unterstützung der Vereinten Nationen in Absprache mit dem Übergangsrat bestimmt werden. Danach wird der Sicherheitsrat eine umfassendere Mission beschließen. Laut Martin könnte die UN-Mission in den ersten Monaten eine Stärke von etwa 200 zivilen Mitarbeitern haben.
dpa