Im Bürgerkriegsland Syrien werden seit mehr als sechs Wochen drei Deutsche vermisst. Es handelt sich um Mitarbeiter der Hilfsorganisation Grünhelme. Sie seien in der Nacht zum 15. Mai aus ihrer Wohnung im Ort Harem an der Grenze zur Türkei entführt worden, sagte Grünhelme-Gründer Rupert Neudeck am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Das Auswärtigen Amtes bestätigte, dass drei deutsche Staatsbürger in Syrien gesucht werden. Es sei ein Krisenstab eingerichtet worden, der intensiv an einer Lösung arbeite, sagte ein Sprecher.
Bei den Verschleppten handele sich um einen Industriemechaniker, einen Bautechniker und einen Ingenieur, berichtete Neudeck. Dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» sagte er, man sei bislang nicht an die Öffentlichkeit gegangen, „weil wir hofften, unsere Mitarbeiter zu finden und freizubekommen“. Die wochenlange Suche blieb jedoch erfolglos.
Neudeck appellierte auf der Homepage der Organisation an das Auswärtige Amt, Kanzlerin Angela Merkel sowie UN- und EU-Organe, «alles im Kontakt mit der syrischen Opposition und mit Damaskus zu tun, um den Aufenthaltsort der drei Entführten zu identifizieren und die Befreiung voranzubringen».
Neudeck sagte der dpa, es werde alles Denkbare und Mögliche unternommen, um die Vermissten zu finden - bislang jedoch erfolglos. „Wir haben alle möglichen Spuren und Hinweise, aber noch keine richtigen Hinweise auf den Ort und die Entführer.“ Er selbst sei vor zwei Wochen am Entführungsort gewesen und habe mit dem Bürgermeister und den Honoratioren gesprochen.
Seine Organisation stehe im Kontakt mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundeskriminalamt, berichtete Neudeck weiter. Auch mit dem Bundesnachrichtendienst habe es Gespräche gegeben. „Aber die deutschen Behörden haben vor Ort kaum jemanden. Deshalb ist das eine Hilfe, die mehr virtuell ist.“ Viele Hinweise, wenn auch noch keine entscheidenden, seien von Bekannten in Syrien gekommen.
Die drei Grünhelme hätten sich um die örtliche Zivilbevölkerung verdient gemacht, schrieb Neudeck auf der Internetseite seiner Organisation. Sie hätten dort nach den Zerstörungen des Krieges als erste Helfer aus dem westlichen Ausland gearbeitet und seien in der Bevölkerung von Harem gern gesehen gewesen. Sie hätten «auch bewusst unter den Menschen der Ortschaft gelebt».
Die Hilfsorganisation Grünhelme e.V. engagiert sich weltweit in Krisenregionen beim Wiederaufbau zerstörter Einrichtungen. Sie wurde 2003 gegründet und hat ihren Sitz in Troisdorf bei Bonn.
dpa