In Niedersachsen sind möglicherweise mehr Betriebe vom Pferdefleischskandal betroffen, als zunächst angenommen. Zwölf statt zehn Betriebe in den Landkreisen Cloppenburg, Göttingen, Hildesheim, Osnabrück, Stade und Vechta sowie in der Stadt Oldenburg wurden am heutigen Freitag von Ermittlern überprüft, teilte eine Sprecherin des Landwirtschaftministeriums in Hannover mit. Es galt zu untersuchen, ob die Betriebe tatsächlich mit Pferdefleisch vermischtes Rindfleisch von einem niederländischen Lieferanten erhalten und weiterverarbeitet haben. Werden die Kontrolleure fündig, sperren sie die Ware.
Ob Lasagne, Frikadellen oder Gulasch - über die Endprodukte konnte das Ministerium noch keine Angaben machen. "Es geht um eine riesige Menge Fleisch, die in den vergangenen zwei Jahren aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert wurde", sagte die Ministeriumssprecherin. Das gemischte Rindfleisch könne auch in Fertigprodukten wie Tiefkühlkost oder Suppen verarbeitet worden sein. Hinweise auf eine Gesundheitsgefährdung gebe nicht.
Insgesamt seien rund 50 000 Tonnen Fleisch von der niederländischen Kontrollbehörde zurückgerufen worden. Sie wurden in den vergangenen zwei Jahren an rund 500 Betriebe in 16 EU-Ländern geliefert. 124 davon in Niedersachsen. Nach aktuellem Stand führt Nordrhein-Westfalen die Liste der Betroffenen mit 38 Betrieben an, gefolgt von Baden-Württemberg (15) und Niedersachsen. Wie viel Fleisch nach Niedersachsen geliefert wurden, konnte das Ministerium noch nicht sagen.
Laut dem Landkreis Hildesheim hat ein Betrieb in der Stadt Hildesheim im vergangenen Oktober 800 Kilo Fleisch von dem niederändischen Großhändler erhalten. Doch ob der noch unbekannten Betrieb, bei dem es sich um eine Fleischerei handeln soll, tatsächlich Pferdefleisch verarbeitet hat, sei nicht sicher, sagte die Amtstierärztin Wiebke Evers. Sie ist auch für die Lebensmittelüberwachung in der Region Hildesheim zuständig ist. Dem Hildesheimer Betrieb könne man nicht vorwerfen, vermischte Ware aus Holland bezogen zu haben. „Denn das hätte der Betrieb gar nicht wissen können“, sagte Evers.
Von Felix Klabe und Alexander Raths