Das weiß auch der Bergbauer Armin Capaul. Der 64-jährige Schweizer, der acht Kühe, zehn Kälber, etliche Ziegen und noch ein paar weitere Tiere auf seinem Hof unweit des Städtchens Moutier beherbergt, kämpft dafür, dass die Tiere ihr Horn behalten dürfen. In der modernen Viehwirtschaft wird den Tieren sonst in der Regel der Kopfschmuck gekappt, damit es in engen Ställen nicht zu Verletzungen kommt. „Neun von zehn unserer Kühe haben keine Hörner mehr“, bestätigt die Organisation Schweizer Tierschutz. Ziegen gehe es nicht viel besser.
"Interessengemeinschaft Hornkuh"
„Man raubt ihnen die Würde und riskiert, dass sie dauerhaft Phantomschmerzen haben“, beschwert sich Capaul. 120.000 gültige Unterschriften hat der Strickmützen- und Bartträger mit seiner „Interessengemeinschaft Hornkuh“ gesammelt – und damit erreicht, dass nach den Schweizer Regeln der direkten Demokratie nun das Volk über das Begehren abstimmen muss. Genauer gesagt darüber, ob der Staat Landwirte mit finanziellen Anreizen dazu ermutigen soll, auf eine Enthornung zu verzichten.
Dass es um Emotionen geht, ist für Capaul klar. „Gefühle spielen eine große Rolle beim Umgang mit den Tieren“, sagt der Bauer, der seine Kühe nicht nur gern streichelt, sondern ihnen sogar etwas vortanzt. „Ich bin eine Art Alt-Hippie aus der Flower-Power-Zeit, mit Peace and Love und so“, erzählt er. Beim Stallputzen legt Capaul die Beatles auf, auch Pink Floyd oder Deep Purple. Die Kühe, so sagt er, bewundern ihn beim Tanzen.
Von Lena Modrow