Eine ausgefeilte Handlung stand für die „Doom“-Macher bei der Entwicklung ihrer Spiele nie im Vordergrund, wichtiger war eine flüssige und technisch brillante Shooter-Erfahrung. Auch wenn „Rage“ storytechnisch gegenüber den vorigen Titeln Fortschritte macht, ist die Handlung recht stereotyp: Die Geschichte besteht aus einem Endzeit-Setting, das durch einen Meteoriteneinschlag verursacht wurde, dem Konflikt zwischen Regierung und Rebellen sowie dem Kampf gegen entstellte Mutantenwesen.
Die alten Stärken hat id jedoch bewahrt: Die Shooter-Elemente sind von der Steuerung und vom Gameplay her einwandfrei, und technisch zählt „Rage“ zu den besten Spielen, die derzeit auf dem Markt sind. Die anfangs von Spielern beklagten Probleme, dass Texturen erst spät und deutlich sichtbar nachgeladen wurden, mussten zwar mit einem Patch beseitigt werden. Ansonsten ist die Präsentation auf dem neuesten Stand: Die grandiosen Landschaftspanoramen vermitteln die Endzeitstimmung nahezu perfekt, die Welt ist unglaublich detailreich ausgearbeitet, die Animationen sind flüssig, und die Charaktere realistisch inszeniert. Die Welt wirkt dadurch in sich sehr stimmig und wird zusätzlich durch skurrile Figuren belebt. Und trotz der spektakulären Optik läuft „Rage“ auch auf älteren Rechnern flüssig.
Beim Gameplay hat id neue Wege beschritten. Statt sich nur den Weg durch Gegnermassen zu schießen, gibt es in „Rage“ einige Rollenspielelemente wie eine halb offene Spielwelt mit zahlreichen Dialogen und Nebenaufträgen, außerdem kann man Ausrüstung und Waffen kaufen und verbessern oder selbst herstellen. Dazu besteht „Rage“ nicht nur aus Shooter- und Rollenspiel-, sondern auch aus Rennspielelementen, da die längeren Wege in der Endzeitwelt mit Buggys und ähnlichen Fahrzeugen zurückgelegt werden.
Damit spielt sich „Rage“ sehr abwechslungsreich – auch wenn es den Kämpfen an Höhepunkten wie Bossfights mangelt und die Aufträge meistens sehr simpel nach dem Muster „Gegenstand abliefern“ oder „Gegner ausschalten“ gestrickt sind.
Etwas überraschend ist der Mehrspielermodus ausgefallen: Statt klassischer Shooter-Modi wie „Deathmatch“ geht es im Multiplayer um die Buggy-Rennen und Fahrzeugkämpfe.
Die Erwartungen an "Rage" waren hoch, was bei dem namhaften Entwickler kein Wunder ist. Komplett werden sie nicht erfüllt, was vor allem an der schwachen Handlung liegt, die das Potenzial des spannenden Endzeit-Szenarios nicht ausreizt. Shooter-Fans, denen diese Schwäche nichts ausmacht, können sich auf die etwa 15 Stunden umfassende Kampagne dennoch freuen.
„Rage“ gibt es für Xbox360, PlayStation 3 und PC. Es ist ab 18 Jahren freigegeben und kostet zwischen 50 und 60 Euro.
jhf