Nicht nur den Besuchern gefällt die für Open-Air-Spektakel ungewöhnlich intime Atmosphäre – die Eintrittskarten waren seit dem Frühjahr ausverkauft –, sondern auch den Bands: Die Dänin Karen Marie Ørsted, besser bekannt unter dem Künstlernamen MØ, klettert nach wenigen Minuten über die Absperrung vor der Bühne und lässt sich auf den Schultern eines Besuchers durch die jubelnde Menge tragen, während sie eine punkige Version von „Say You’ll Be There“ von den Spice Girls singt.
Plastikpop, Hip-Hop-Beats, Gitarren und wummernder Electro machen den Aufritt von MØ, die im bauchfreien Top wie eine wild gewordene Cheerleaderin über die Bühne wirbelt, zu einem frühen Höhepunkt des Festivals. Ähnlich undogmatisch wie ihr Repertoire ist auch das Line-up des dreitägigen Festivals: Auf Liebhaberbands wie Balthazar aus Belgien, die herrlich knarzenden Indie-Rock spielen, folgt mit Alle Farben der House-Shootingstar der Holi-Feste.
Auch wenn in Diepholz statt Maismehl nur Konfetti in die Luft geworfen wird, hat Frans Zimmer hinter seinem Mischpult sichtlich Spaß – und dass, obwohl zweimal die Technik aussetzt. Diejenigen, die ihn nur aus dem Radio kennen, lässt er lange zappeln: Seinen größten Hit „She Moves“ spielt er erst kurz vor Schluss, genüsslich in kleine Fetzen geschreddert.
Spätestens beim Auftritt der zackigen dänischen Dancepunks WhoMadeWho beim Finale ist die Müdigkeit wie weggeblasen – genau wie die Regenwolken. Im Stroboskopgewitter spornt Gitarrist Jeppe Kjellberg das Publikum zum Mitsingen an – ehe die Berliner Electro-Supergroup Moderat übernimmt. Weit nach 1 Uhr verstummt der mächtige Bass, aber nur kurz. „Na, wollt ihr noch einen?“, fragen die Moderat-Jungs halb belustigt, als sie zurückkommen. Und ein letztes Mal den Bass aufdrehen.