TUI setzt Großteil des Reisebetriebs aus und will Staatsgarantien

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus stellt die Tui ihren Geschäftsbetrieb weitgehend ein. Pauschalreisen, Kreuzfahrten und der Hotelbetrieb würden „bis auf Weiteres“ ausgesetzt, teilte der Touristikkonzern am Montag in Hannover mit. Um die nächsten Monate zu überstehen, will die Tui Staatshilfen beantragen und Tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. An der Börse ging es abermals steil bergab. Tui-Aktien verloren zwischenzeitlich bis zu 35 Prozent und fielen auf 2,65 Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund drei Viertel ihres Wertes verloren. „Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wir uns in einer beispiellosen Situation befinden“, heißt es in einem Schreiben von Vorstandschef Friedrich Joussen an die 70.000 Mitarbeiter, das der HAZ vorliegt. Dies erfordere außergewöhnliche Maßnahmen auf allen Ebenen – im Fokus stehe jetzt die Sicherheit der Kunden und die Kontrolle über die Kosten. „Es kommt jetzt auf unser gemeinsames, schnelles und entschlossenes Handeln an“, schrieb Joussen. Tui holt Urlauber aus Feriengebieten zurück: Aktuell konzentriert sich die Tui darauf, ihre Gäste aus den Feriengebieten zurückzuholen. Urlauber, die für die nächsten Monate bereits Reisen gebucht haben, müssten sich vorerst gedulden, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Möglichkeit einer kostenfreien Stornierung gebe es derzeit nicht. Noch hoffe man darauf, den Geschäftsbetrieb in wenigen Wochen wieder aufnehmen zu können. Der Veranstalter Tui Deutschland hat Reisen nach Spanien zunächst bis zum 27. März ausgesetzt. Konzern plant Kurzarbeit: Der Tui-Konzern verfügt nach eigenen Angaben über Finanzmittel und verfügbare Kreditlinien in Höhe von etwa 1,4 Milliarden Euro. Um die Einnahmeausfälle der nächsten Wochen abzumildern, habe das Unternehmen alle Investitionen auf Eis gelegt, bei denen dies noch möglich sei, hieß es. Die Mitarbeiter sollen Überstunden abbauen oder Urlaub nehmen – darüber hinaus will der Konzern Beschäftigte in Kurzarbeit schicken. Bei Tui Deutschland und bei der Fluggesellschaft Tuifly in Hannover könne das rund 4500 Mitarbeiter betreffen, sagte ein Konzernsprecher. Entsprechende Gespräche mit den Betriebsräten würden vorbereitet. Reisebüros fordern Hilfe der Anteilseigner: „Die Tui ist wie die Lufthansa systemrelevant und muss deshalb vom Staat gestützt werden“, sagte die Vorsitzende des Verbandes unabhängiger selbstständiger Reisebüros, Marija Linnhoff, die 900 Inhaber vertritt. Doch das Management und seine Anteilseigner müssten auch selbst Opfer bringen. „Hinter der Tui stehen milliardenschwere Investoren, die man für Bürgschaften in Anspruch nehmen muss“, sagte Linnhoff. Zudem sollte die Tui wie die Lufthansa auf die Ausschüttung der Dividende verzichten. Trotz der erst wenige Monate zurückliegenden Insolvenz des Konkurrenten Thomas Cook reagiere die Tui-Belegschaft besonnen auf die Krise, hieß es von Betriebsratsseite. „An das Horrorszenario einer Pleite glaubt eigentlich niemand.“ Vorstandschef Joussen sieht den Konzern für die Zukunft prinzipiell gut gerüstet. „Wir haben hervorragende Produkte und treue Kunden“, heißt es in seinem Schreiben an die Mitarbeiter. „Und wir haben ein bewährtes Geschäftsmodell.“ Lesen Sie auch: Zweifel an der Verlässlichkeit Coronavirus: Niedersachsen will Zugang zu Nordseeinseln einschränken Von Helgoland bis Sylt: Schleswig-Holstein riegelt die Inseln ab Von Jens Heitmann

Corona-Krise - Tui setzt Großteil des Reisebetriebs aus und will Staatsgarantien