Die Zahl der Seeleute, die wegen der Corona-Pandemie auf ihren Schiffen festsitzen, wächst nach Schätzung der Gewerkschaft Verdiweiter an. Im Laufe der vergangenen Wochen habe sich ihre Zahl weltweit von 150.000 auf 200.000 erhöht, sagte Thomas Mendrzik, Vorsitzender der Verdi-Bundesfachgruppe Maritime Wirtschaft am Freitag auf Deutschlandfunk Kultur.
In der Regel seien Rückflüge gestrichen und Telefonate mit der eigenen Familie nicht möglich. Aus Sorge vor einer Corona-Infektion an Bord seien meist auch Landgänge verboten. Die gestiegene psychische Belastung führe auch zu einer erhöhten Selbstmord-Rate unter den Seeleuten.
Krise treibt Seeleute in Hungerstreik und Suizid
Zuletzt waren mehrere Suizide auf Kreuzfahrtschiffen bekannt geworden, unter anderem auf der „Regal Princess“ und der „Carnival Breeze“. Dazu traten auf der „Navigator of the Seas“ 15 Rumänen in einen Hungerstreik, weil sie zurück zu ihren Familien wollten. Letztendlich durften sie das Schiff verlassen.
Die Reeder würden von der aktuellen Situation profitieren, kritisierte Mendrzik. Sie würden zwar weiterhin Löhne zahlen, könnten aber das Geld für die Rückflüge sparen. Die Überlastung der Crew sei auch ein Problem für die Sicherheit an Bord. Während ein Teil der Seeleute an Bord ausharren müsse, habe ein anderer Teil keine Möglichkeit, an Bord zu gehen und dort Geld zu verdienen. Die Bundesregierung müsse erreichen, dass zumindest in ihren großen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven ein Crewwechsel ermöglicht wird. Mendrzik ist auch stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der HHLA Container Terminal Altenwerder GmbH.
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Von RND/mrx/epd