Niedersachsen: Nadya Klarmann ist neue Präsidentin der Pflegekammer

Die umstrittene Pflegekammer Niedersachsen hat eine neue Präsidentin. Die Altenpflegerin Nadya Klarmann ist am Sonnabend in Hannover in einer nichtöffentlichen Versammlung gewählt worden, teilte Kammersprecherin Natalia Müller mit. Klarmann erhielt 15 von 24 gültigen Stimmen, neun Mitglieder stimmten gegen sie. Die 50-Jährige, die einen ambulanten Pflegedienst leitet und Fachkraft für Gerontopsychiatrie ist, tritt die Nachfolge von Sandra Mehmecke an. Klarmann kommt also aus dem Arbeitgeberlager. Sie war am Aufbau der Kammer beteiligt. Mehmecke war zuvor aufgrund langanhaltender Proteste gegen die Kammer und eines Misstrauensvotums gegen sie persönlich zurückgetreten. Klarmann betonte nach ihrer Wahl, dass die Kammer „menschlicher“ werden müsse und sich „näher an den Mitgliedern“ bewegen werde. Sie werde für mehr Transparenz sorgen und gemeinsam mit den Mitgliedern ausloten, wie die Arbeit der Kammer besser gestaltet werden könne, sagte Klarmann. In einer Bilanz hatte die scheidende Präsidentin Mehmecke zuvor die Angriffe auch aus Pflegeberufen gegen die Kammer kritisiert. „Mit destruktiven, spaltenden Aktivitäten auch aus unserer eigenen Berufsgruppe habe ich nicht in diesem Ausmaß gerechnet“, erklärte sie. „Einflussnahmen auf unsere Heilberufskammern von außen sind völlig unangemessen.“ Immer wieder Proteste gegen die Pflegekammer: Zur stellvertretenden Kammerpräsidentin wählten die Mitglieder Nora Wehrstedt, die im Januar 2020 eines der drei Vorstandsmitglieder gewesen ist, die ihr Amt noch unter Mehmeckes Ägide abgegeben hatten. Die neue Präsidentin Klarmann dankte ihrer Vorgängerin für die geleistete Arbeit. Mehmecke war im August 2018 zur Gründungspräsidentin der Pflegekammer gewählt worden. Sie hatte im Februar dieses Jahres eine von ihr selbst gestellte Vertrauensfrage knapp verloren. Im Januar waren bereits drei von sieben ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern zurückgetreten. Die von der neuen Präsidentin angekündigte stärkere Zuwendung zu den Mitgliedern wird auch nötig sein, denn seit der Gründung der Kammer gibt es immer wieder Proteste gegen die Organisation. Eine Online-Petition gegen die Kammer erreichte mehr als 50.000 Unterschriften. Mitte März wird die bisherige Arbeit der Kammer evaluiert, die Auswertung soll Ende April abgeschlossen werden. Zu der Bewertung gehört auch eine Onlinebefragung der Mitglieder, die für die Zukunft der Kammer entscheidend sein wird. Sozialministerin Carola Reimann (SPD) ließ am Freitag Irritationen ausräumen, dass das Ergebnis der Befragung nicht bindend sein könnte für die Entscheidung über die Zukunft. Es werde auch direkt gefragt, ob man eine beitragsfreie Kammer wolle oder gar nicht, betonte Ende vergangener Woche eine Sprecherin des Sozialministeriums. Der Widerstand der Kritiker richtete sich gegen die mit der Einrichtung verbundene Zwangsmitgliedschaft sowie gegen Beiträge und fehlerhafte Beitragsbescheide. Im vergangenen November hatten die Landtagsfraktionen von SPD und CDU den Zwangsbeitrag abgeschafft und die Kammer mit einer Anschubfinanzierung von sechs Millionen Euro ausgestattet. Allerdings behielt sich die Kammer vor, jährlich neu über eine Beitragspflicht zu entscheiden. Lesen Sie auch: Von Michael B. Berger

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