MHH in Sorge: Wegen Corona-Intensivpatienten andere schwere OPs nur im Notfall

Der Appell ist alarmierend: Seit Montag sind die Zahlen der Covid-19-Patienten an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) derart gestiegen, „dass eine besorgniserregende Situation hinsichtlich der Verfügbarkeit von Intensivbetten zur Versorgung von Corona- und Normalpatienten eingetreten ist“, heißt es in einer internen Nachricht für die Mitarbeiter vom Dienstagabend. Die Situation sei angespannt. Aktuell liegen in der MHH 29 Corona-Patienten auf Intensiv- und 24 auf den Normalstationen. Das sind nach HAZ-Informationen so viele wie noch nie – ein absoluter Höchststand. Eine Isolier- sowie eine weitere Station sind bereits für Corona-Patienten umfunktioniert worden. Auch Tumorpatienten müssen warten: Praktisch bedeutet das für die Klinik, dass zunächst bis Freitag keine Patienten mehr operiert werden, die rund um den Eingriff eine intensivmedizinische Betreuung benötigen. Bis zum Wochenende sollen daher lediglich Notfallpatienten im OP-Saal landen. In dem elektronischen Informationsschreiben an die MHH-Belegschaft heißt es weiter, dass sowohl geplante aber auch dringliche Eingriffe wie etwa Tumoroperationen bis Freitag nicht durchgeführt werden können. Sogenannte elektive Operationen ohne erforderliche intensivmedizinische Nachbetreuung indes können ausdrücklich wie geplant stattfinden. Kliniken warten täglich auf Landeserlass: Im Frühjahr 2020 war per Erlass vom Land zwischenzeitlich verfügt worden, dass Kliniken auf sämtliche planbaren Eingriffe grundsätzlich verzichten. Für diese Ausfälle gab es eine Kostenerstattung. Seit Dezember haben Mitarbeiter im Klinikum Region Hannover (KRH), der MHH und des hannoverschen Klinikverbunds Diakovere (Anna-, Henrietten- und Friederikenstift) täglich mit einer entsprechenden Verordnung gerechnet. Bislang gibt es diese offizielle Anordnung aber nicht. „Der Unterschied zwischen dem ersten Lockdown ist vor allem die Freihaltepauschale“, sagt KRH-Sprecher Lennart Dreyer. „Von September bis Mitte November gab es gar keine Kompensationszahlungen. Seit Mitte November können nur Krankenhäuser mit bestimmten Notfallstufen und Benennung durch das Land diese Pauschale abrechnen.“ Für das KRH sind das zurzeit drei von zehn Kliniken. Notfälle werden versorgt: „Wir haben in Friederiken- und Henriettenstift umfangreiche Ressourcen geschaffen, um die Betreuung von Covid-Patienten sicherzustellen und intensivmedizinische Behandlungskapazitäten vorzuhalten“, betont Diakovere-Sprecher Matthias Büschking. Natürlich bedeute das, dass planbare Aufnahmen, Operationen oder Eingriffe verschoben oder ausgesetzt werden können. „Dabei setzten wir alles daran, die dringlichen Versorgungsleistungen aufrecht zu erhalten, vor allem auch Unfälle und Notfälle jederzeit zu versorgen.“ In welchem Umfang Versorgungen mit geringerer Behandlungspriorität hierbei zurückgestellt werden mussten, sei noch nicht ermittelt. Im Annastift werde indes auf Grundlage eines strengen Hygienekonzeptes und anders als im Frühjahr 2020 bis auf Weiteres uneingeschränkt das gesamte Fachspektrum der Orthopädie angeboten und erbracht, so Büschking. Lesen Sie auch So entwickelt sich die Corona-Lage Neue Höchstwerte bei Infektionen Nicht mehr alle Operationen möglich? Planbare Eingriffe im KRH nahezu eingestellt: Das KRH verzeichnet bei den Covid-19 Patienten – auf Normal- und Intensivstationen – einen leichten Rückgang der Fallzahlen im Vergleich zum Dezember. „Da wir uns aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau befinden, das in keinem anderen Monat in 2020 erreicht worden ist, kann man hier nicht von einer Entspannung sprechen“, betont KRH-Sprecher Dreyer. Nicht medizinisch dringliche, planbare Eingriffe und Untersuchungen seien seit November, ähnlich wie im ersten Lockdown, im gesamten KRH nahezu eingestellt. „Wir beschränken uns auf die medizinisch notwendigen Behandlungen, um den Versorgungsbedarf für Covid-Fälle in der Region sicherstellen zu können“, so Dreyer. Dringliche Untersuchungen bei Krebserkrankungen oder auch Tumoroperationen würden selbstverständlich durchgeführt. Von Susanna Bauch