Immer mehr Kinder in Niedersachsen leiden an Kreidezähnen

Kinder leiden nicht nur an Karies, sondern zunehmend auch an Kreidezähnen. Das teilt die Barmer Krankenkasse mit. Danach sind im Jahr 2019 bundesweit rund 230.000 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren wegen Kreidezähnen in zahnärztlicher Behandlung gewesen, darunter mehr als 15.000 in Niedersachsen und rund 1900 in Bremen. Mindestens 7 Prozent aller Kinder in dieser Altersgruppe in Niedersachsen und 6 Prozent in Bremen seien von einem viel zu weichen Zahnschmelz betroffen. In Wirklichkeit dürfte die Quote noch viel höher sein, da Kreidezähne in leichter Ausprägung gar nicht extra behandelt werden müssten. „Kreidezähne sind besonders kariesanfällig und bedürfen bei schwerer Ausprägung lebenslang eine Behandlung“, sagte Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer. Plastik im Kinderspielzeug oder zu viel Antibiotika schuld? Die genaue Ursache für dieses Phänomen ist unklar, Erklärungsversuche gebe es unterschiedliche, sagt Sander. Sie reichen von Mikroplastik in Spielzeugen und Kosmetikartikeln über Kunststoffweichmacher in Babyprodukten und Probleme in der Schwangerschaft bis zur Einnahme von Antibiotika oder Erkrankungen wie Windpocken. Die Vorsorgeforschung mit Krankenkassendaten könnte helfen, typische Behandlungsmuster zu erkennen. Betroffen seien meist zuerst die ersten bleibenden Backenzähne, dann die Frontzähne, manchmal seien auch schon Milchzähne angegriffen. Wichtig sei es, schnell Prophylaxe-Maßnahmen zu ergreifen, andernfalls könnten die Zähne porös werden und abbrechen. Es gibt eine regional sehr unterschiedliche Verteilung, in einigen Bundesländern sind laut Barmer Kinder doppelt so häufig betroffen wie in anderen. In Hamburg liegt der Anteil der Sechs- bis Neunjährigen mit Kreidezähnen nur bei 5,5 Prozent, in Nordrhein-Westfalen schon bei 10,2 Prozent. Betroffen sind sowohl einkommensschwache als auch sehr wohlhabende Familien, früher hatte es immer geheißen, besonders ärmere Kinder litten unter Kreidezähnen. Von Saskia Döhner