Fahrt nach Hannover: Motorradfahrer protestieren gegen neue Gesetze

Etwa 3000 Motorräder auf zehn Kilometern Länge: Mit einer Demofahrt von Hildesheim nach Hannover haben am Sonntag Hunderte Motorradfahrer wieder gegen schärfere Gesetze protestiert. Sie wollen das drohende Sonntagsfahrverbot und neue Lärmpegel-Grenzen verhindern. Auch der ADAC Niedersachsen lehnt die Pläne des Bundesrats ab. Eine ähnliche Tour mit rund 700 Motorradfahrern hatte bereits Anfang Juni für Aufsehen gesorgt. Die Biker brachen am Vormittag in Hildesheim auf und fuhren über die Autobahnen 7 und 37, den Messe- und Südschnellweg in Hannovers Zentrum. Die Polizei der Landeshauptstadt sprach von 3000 Teilnehmern. Am Mittag erreichte der Korso den Maschsee, dort kamen die Motorradfahrer zu einer kurzen Zwischenkundgebung mit Hupkonzert zusammen. Im Anschluss rollten die Maschinen über die Lavesallee und den Landwehrkreisel zurück nach Hildesheim. Aufgrund des langen Korsos meldete die Üstra am Mittag Behinderungen im Busverkehr. Politik plant neues Lärm-Limit und Sonntagsfahrverbot: Hintergrund des Protests auf zwei Rädern sind Vorschläge des Bundesrats zur Lärmvermeidung. Die Länderkammer setzt sich laut einem Beschluss aus dem Mai unter anderem dafür ein, dass die Lärmpegel aller neuen Motorräder pauschal auf 80 Dezibel begrenzt werden. Eine moderne BMW R nineT beispielsweise kommt heutzutage selbst ohne Umbauten auf 89 Dezibel. Der Bundesrat plant zudem verschärfte Strafen für technische Manipulationen, Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen sollen leichter ermöglicht werden. Lesen Sie auch: Rund 700 Biker protestieren gegen Sonntagsfahrverbot „Damit werden Motorradfahrer in eine pauschale Sippenhaft genommen“, kritisiert Steffen Rabuschenko von der Initiative „Demo gegen Fahrverbote Hildesheim“. Neben vielen Fahrern kritisierte auch der Industrie-Verband Motorrad Deutschland die Forderungen. Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach sich zuletzt gegen weitere Verbote für Motorradfahrer aus. Auf dem Messeschnellweg – die Biker-Demo im Zeitraffervideo: Kollektivstrafen nicht angemessen: Der ADAC in Niedersachsen lehnt ebenfalls eine pauschale Forderung nach Verkehrsverboten an Sonn- und Feiertagen ab. „Nach unsere Kenntnissen ist die überwiegende Mehrheit der Motorradfahrer ordnungsgemäß unterwegs“, sagt eine Club-Sprecherin. Aufgrund einiger weniger schwarzer Schafe Kollektivstrafen zu verhängen, sei nicht angemessen. Eine Sperrung beliebter Motorradstrecken führe zwangsläufig dazu, dass auf andere attraktive Routen ausgewichen werde. „Das Problem wird damit nur verlagert und andernorts noch weiter verschärft“, sagt die Sprecherin. Protestfahrten auch in Leipzig und Vechta: Neben der Protestfahrt von Hildesheim nach Hannover sind in mehreren Städten wie Leipzig und Vechta in den kommenden Wochen Aktionen geplant. Die Bundesregierung muss entscheiden, ob sie die Anregung aus der Länderkammer umsetzen will. Lesen Sie auch: Gibt es eigentlich die Mittagspause noch? Diese Regeln gelten in Hannover Von Christian Brahmann und Peer Hellerling