Unfälle bei Teichgut: Warum ist die Kreuzung K7/K4 so gefährlich?

Eigentlich ist sie aus fachlicher Sicht harmlos. Und dennoch kommt es an der Kreuzung der Kreisstraßen 7 und 4 nahe Teichgut immer wieder zu Unfällen. Dass die Polizei diese Stelle noch nicht ganz offiziell als Unfallschwerpunkt führt, hängt mit den bislang glimpflichen Folgen zusammen. Doch es fehlt nicht mehr viel bis zu dem Gütesiegel mit bitterem Beigeschmack. „Mich verwundert es auch, dass da so viele Unfälle passieren.“ Herbert Pieper, Bürgermeister der Gemeinde Wahrenholz, auf deren Territorium die Kreuzung liegt, schätzt die Häufigkeit auf zwei Kollisionen im Jahr. Damit wäre die Quote für dieses Jahr innerhalb von wenigen Wochen bereits erfüllt. Rückblick: Am letzten Aprilwochenende krachte ein 36-Jähriger aus Wahrenholz mit seinem Polo von Wesendorf nach Oerrel fahrend in eine Verkehrsinsel. Der Kleinwagen überschlug sich mehrfach, der Fahrer verletzte sich schwer. Die Polizei stellte später rund zwei Promille Alkoholeinfluss fest. Ein für die Kreuzung typischer Unfall ereignete sich am Wochenende darauf: Ein aus Wahrenholz kommender Autofahrer missachtete die Vorfahrt einer Obernholzerin, die in Richtung Wesendorf unterwegs war. Sie, ihre Tochter und der Unfallverursacher wurden leicht verletzt. „Es ist noch kein Unfallschwerpunkt“, sagt Winfried Enderle, der Verkehrsfachmann der Gifhorner Polizei, über diese Kreuzung. „Aber sie ist dicht dran.“ Denn Unfälle an sich gibt es dort genug. Allein 2018 und 2019 waren es fünf, bei drei davon wurden Menschen leicht verletzt, zwei Zusammenstöße blieben ohne Verletzte. Dass die Kreuzung nicht längst auf Enderles Steckkarte einen entsprechenden Vermerk hat, liegt nur an diesen bisher glimpflichen Verläufen der Unfälle. Um Unfallschwerpunkt zu sein, müsse eine Kreuzung oder ein Streckenabschnitt eine gewisse Punktzahl erfüllen, erläutert Enderle. Unfälle, bei denen Menschen schwer verletzt sind, wiegen schwerer. An der K7/K 4 waren es bislang viele Leichtgewichte. Kreuzung gilt als übersichtlich: Aber warum knallt es an diesem Knoten so häufig? Das ist nicht nur dem Bürgermeister Pieper ein Rätsel. Auch Enderle hat nicht wirklich eine Erklärung dafür. „Sie ist übersichtlich, sie hat Stopp-Schilder.“ Und der Verkehr auf der vorfahrtberechtigten K 7 sei auf Tempo 70 gedrosselt. Möglicherweise fühlten sich die Verkehrsteilnehmer dort zu sicher, so dass sie unachtsam würden, mutmaßt Enderle. „Wie kann ich den Menschen unterstützen, dass er diesen Fehler nicht macht?“ Denkbar wäre es, Hecken zu pflanzen, um den Autofahrern vor der Kreuzung die Sicht auf die vorfahrtberechtigte Straße zu nehmen und damit zu zwingen, an der Stopp-Linie auch wirklich anzuhalten. Das probiert die Unfallkommission gerade an anderen Stellen aus. An der L 321 von Groß Schwülper nach Rethen in Höhe Lagesbüttel und an der Bruno-Kuhn-Straße bei Gamsen geht die Verkehrsunfallkommission neue Wege. Dort sind an den untergeordneten Straßen – der Kreisstraße von Adenbüttel nach Lagesbüttel hier, der Neubokeler Straße dort – Hecken direkt vor den Einmündungen gepflanzt worden. Sie sollen dafür sorgen, dass die Autofahrer gezwungen sind, an der Stopp-Linie anzuhalten, um den Verkehr auf der vorfahrtberechtigten Straße erst von dort aus und nicht schon vorher einzusehen. Wie gut das dort wirkt, vermag Winfried Enderle von der Polizei Gifhorn jetzt noch nicht einzuschätzen. „Die Hecken wachsen noch. Es sind Maßnahmen, die ein bisschen dauern.“ Einen Rückschlag verzeichnet er bei Gamsen. Dort habe ein neuer Unfall die Kreuzung wieder zurück geholt in die Liste der Unfallschwerpunkte. Denn noch zählten die Unfälle der vergangenen drei Jahre mit. Enderle denkt, dass die Kreuzung bei Gamsen wieder rausfällt, sobald die 2017-er Unfälle „verjährt“ sind. „Bisher hat sich die Frage nicht gestellt“, sagt Enderle zu möglichen Umbau-Maßnahmen an der Kreuzung. Pieper hält eine Ampel für unnötig, wäre aber für den Umbau zu einem Kreisel. „Schade, dass man so einen Aufwand betreiben muss.“ Lesen Sie auch: Schwerverletzter nach Unfall bei Teichgut Drei Verletzte nach Unfall bei Teichgut So verschwinden Unfallschwerpunkte in der Stadt Gifhorn So machen Hecken Kreuzungen sicherer Von Dirk Reitmeister

Kreisstraße 4 und 7 - Gefährliche Kreuzung: Warum kracht es immer wieder bei Teichgut?