Westerbeck, Grußendorf, Meinersen: Im trockenen und heißen Jahr 1975 wüteten Waldbrände an mehreren Orten im Kreis Gifhorn. Bevor damals das verheerende Feuer zwischen Meinersen und Leiferde ausbrach, mussten die Wehren nach Westerbeck und Grußendorf ausrücken, um dort nahe des sich damals im Bau befindlichen Elbeseitenkanals Waldbrände zu löschen. Nach dem Feuer stand auf großen Flächen kein einziger Baum mehr. „Zurück blieb blanke Erde“, erinnert sich Christian Schölkmann, Bezirksförster Südheide, an völlig kahle Flächen am Boden.
Kreisverkehr für Feuerwehren
An der Schnittstelle – dort, wo das Feuer wütete und der Wald auf der anderen Seite verschont blieb, deutet der Förster auf einen breiten, geteerten Hauptweg, der aus Sicherheitsgründen angelegt wurde. Im Brandfall ist Schölkmann zufolge hier jetzt auch ein Kreisverkehr für die Feuerwehren möglich.
Birken schützen Kiefern
Der Waldfachmann deutet auf Flächen, die nach der Katastrophe aufgeforstet wurden. „Kiefern wurden angepflanzt, Birken waren die einzigen Bäume, die sich selbst ausgesät haben“. Der Förster weiß, „Birken sorgen dafür, dass ein Feuer nicht so schnell an den Kiefern hochlaufen kann“. Angesichts der erneuten Trockenheit in diesem Jahr winkt er jedoch ab – als Flachwurzler haben sich die Birken mangels Wassers bereits „in den Winter verabschiedet“. Genauso sieht er es als ein Wunder an, dass „wir bei der Hitze im vergangen Jahr keine Brände hatten“.
„Ganze Arbeit geleistet“
1975 fraß sich das verheerende Feuer „laut heulend von Krone zu Krone“, erinnert sich Schölkmann an die Katastrophe. Es habe nicht nur die Bäume vernichtet, sondern auch die komplette Humus-Schicht. Laut Schölkmann entzogen die Flammen damit dem ehemals bemoosten, weichen Waldboden jegliche Nährstoffe. „Die Hitze war so extrem, dass an einem Hochsitz sogar die Eisenbolzen geschmolzen sind“, weiß er. Aber die Forstleute hätten nach dem großen Brand „ganze Arbeit geleistet“, lobt er.
Humusschicht fehlt
Um sich wieder zu regenerieren und zu wachsen, benötigte der Wald Unterstützung, sagt Schölkmann. Er zeigt auf eine Fläche am Elbeseitenkanal. Knapp 50 Jahre nach dem Waldbrand wachsen dort zwar die angepflanzten Kiefern, die Humusschicht aber fehlt nach wie vor. Kein Moos ist zu sehen, auch kein Kraut von Preißel- oder Heidelbeeren.
Nutzen für Urenkel
An verschiedenen Stellen wird dann auch deutlich, was Schölkmann bestätigt: „Mit einer Aufforstung nach einem Brand kann dem Wald wieder auf die Sprünge geholfen werden“. Der Fachmann weiß, dass die schrecklichen Brände Menschenleben gefordert und Existenzen vernichtet haben. Er warnt aber auch davor, nach solchen Katastrophen unbedacht zu handeln. Eine Aufforstung müsse sorgfältig geplant und durchdacht sein. Schwierig sei es damals dann auch gewesen, den Waldbesitzern klar zu machen, dass sie selbst durch die Aufforstung keinen wirtschaftlichen Nutzen haben, „wohl aber ihre Urenkel“.
Verschiedene Arten von Waldbränden
In Deutschland entstehen laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Waldbrände vor allem durch Selbstentzündung oder Blitzeinschlag – also durch natürliche Bedingungen –,aber auch durch Fahrlässigkeit, Militärübungen oder Brandstiftung.
Bei den Waldbränden gibt es verschiedene Arten von Feuern. Erdfeuer: Dabei handelt es sich um Schwelbrände im Boden, die vorrangig in Torfgebieten entstehen können. Da sie die Samen und Wurzeln der Bäume zerstören, sind ihre Auswirkungen am schlimmsten für den Wald.
Boden- oder Lauffeuer: Dabei verbrennen oberirdische Pflanzenteile und alles, was vom Baum auf den Boden fällt.
Kronenfeuer: Gibt es für Bodenfeuer genügend Material, können die Flammen in den Kronenbereich hinauf schlagen.
Vollfeuer: Das ist dem SDW-Fachleuten zufolge eine Kombination aus Boden- und Kronenfeuer. Folge ist zumeist die vollständig Vernichtung der betroffenen Bestände.
Von Hilke Kottlick