Fridolin und Mai: Liebesdrama im Leiferder Storchen-Nest

Das hätte selbst Shakespeare nicht anrührender beschreiben können. In Leiferde tobte ein herzzerreißender Kampf der Störche. Vor laufender Kamera – nämlich der Storchen-Webcam, die auf Höhe des Nestes auf dem Dach des Nabu-Artenschutzzentrums installiert ist – lieferten sich Fridolin und Mai anrührende Szenen. Die beiden wohl bekanntesten Störche Deutschlands hatten Streit. Schuld war Mai. Sie flog immer wieder zu einem anderen Storch nach Vollbüttel und ließ den armen Tropf Fridolin allein zu Haus. Beim Drama live dabei – über die Storchen-Webcam: Das ganze Ausmaß der Misere beobachtete nicht nur der Storchenbetreuer Hans-Jürgen Behrmann vom Boden aus, auch die Mannschaft des Nabu-Artenschutzzentrums in Leiferde war live dabei – über die Storchen-Webcam. „An sich gilt ja für Störche, dass sie zwar nicht lebenslang partnertreu, wohl aber oft über viele Jahre nesttreu sind“, schrieb Behrmann dazu. Dabei musste er feststellen, dass dies nicht immer stimmt. Wie der Fall der dänischen Störchin Mai zeigt. Dreimal hat sie laut Behrmann „mit Fridolin im Nest auf dem Schornstein im Nabu-Artenschutzzentrum erfolgreich gebrütet “. Jetzt aber wurde sie mit einem anderen Männchen in Vollbüttel gesehen. Nachmittags kehrte sie nach Leiferde zu Fridolin zurück. „Am Abend aber stand Fridolin wieder allein im Nest“, stellte Behrmann fest. Fridolin muss sein Nest gegen zwei fremde Störche verteidigen: Damit nicht genug. Von Mai verlassen, wurde Fridolin auch noch attackiert. „Er musste sein Nest gegen zwei fremde Störche verteidigen.“ Das beobachtete auch die Leiterin des Nabu-Artenschutzzentrums Bärbel Rogoschik. „Der hatte richtig Stress.“ Die Angriffe der fremden Störche muss Mai aus der Ferne beobachtet haben. „Mit einem Mal stand sie wieder neben ihm, und beide verteidigten gemeinsam das Nest.“ Lesen Sie auch Warum täglich halb verhungerte Mäusebussarde beim Nabu-Artenschutzzentrum landen Rekord im Corona-Jahr: Nabu-Artenschutzzentrum Leiferde pflegt 2020 fast 4.000 Tiere Nabu-Artenschutzzentrum Leiferde päppelt Kornweihe auf Ende gut, alles gut? Nichts da – nach zwei Stunden gab die Storchen-Dame Gas und flog laut Behrmann wieder zurück zu ihrem Neuen. „Und Fridolin ist wieder solo.“ In dem Dreiecks-Drama der Störche zeichnete sich keine Lösung ab. Jeden Tag tauchte Mai laut Behrmann „wieder bei Fridolin auf, lässt sich kraulen, es kommt zur Paarung, ja, sie hat sogar schon mal Material zur Nestauspolsterung geholt, und dann fliegt sie doch zurück nach Vollbüttel“. Er bedauert: „Fridolin ist wieder allein.“ Den wilden Störchen ins Nest geschaut – die Webcam macht es möglich. Wurden die Bilder anfangs von einer handelsüblichen Überwachungskamera auf einen Bildschirm im Seminarraum des Nabu-Artenschutzzentrums übertragen, so können die Zuschauer dank eines naturverbundenen engagierten Förderers jetzt auch das Leben von Fridolin und Mai auf dem Bildschirm von zu Hause aus verfolgen. 2016 wurde die Webcam installiert, zu finden unter dem Button „Weißstörche“ auf www.nabuzentrum-leiferde.de. Entscheidung im Liebesdrama der Störche: Dann folgte laut Rogoschik die Wende – und damit die Entscheidung in dem Liebesdrama der Störche. Mai kehrte zu Fridolin zurück. Der ist jetzt offenbar selig. „Zärtlich knabbert er ihr Gefieder durch, und er besorgt fleißig Nist- und Polstermaterial“, beobachtet Rogoschik über die Webcam. Und es gibt noch einen drauf aufs Happy End: Mittlerweile kündigt sich Nachwuchs an. Mai und Fridolin brüten „im Wachwechsel“, sagt sie, freut sich auf das Ergebnis und ist überzeugt: „Im April wird es spannend.“ Mit diesem Symbol kennzeichnen wir besonders positive oder amüsante Nachrichten – damit Sie unsere Muntermacher auf einen Blick finden. Von Hilke Kottlick