Das Rätsel um den Zweck des Keramikkruges mit Landkreis-Gifhorn-Gravur ist gelöst

Es war eine kleine Detektivarbeit, die Suche nach Hinweisen, was es mit einem Keramikkrug auf sich hat, den der Wasbütteler Peter Hesse – er sammelt mit Begeisterung Bunzlauer Keramik – 2019 in einem Trödelladen gekauft hat. Inzwischen dürfte das Geheimnis gelüftet sein. Und es steht fest: Der Keramikkrug ist nicht allein. Die gute Nachricht zuerst: Nach dem AZ-Artikel über den geheimnisvollen Krug haben sich viele Menschen bei Peter Hesse gemeldet, die etwas wussten. Die weniger gute Nachricht: Bei dem Krug handelt es sich nicht um ein Einzelstück, wie es zuerst den Anschein hatte. Es gibt nicht nur mehrere Krüge, sondern auch noch passende Teller dazu. 16 Anrufer wussten etwas über den Keramikkrug zu sagen: „Wenn ich nach den Anrufen gehe, die mich wegen des Kruges erreichten, muss es mindestens 16 geben“, sagt Hesse. Denn so viele Menschen haben sich seit Ende Januar bei ihm gemeldet mit Hinweisen zu dem Keramikkrug, der das Wappen des Landkreises Gifhorn trägt, sagt er. Den Hinweisen zufolge handelt es sich um eine Ehrengabe des Landkreises an verdiente Kommunalpolitiker, Mitarbeiter sowie Paare, die goldene oder diamantene Hochzeit feierten – und zwar in den 1960er und 1970er Jahren. Unter anderem soll der ehemalige Gifhorner Bürgermeister Wilhelm Thomas (1956 bis 1961) eine solche Ehrengabe erhalten haben. Gefertigt hatte den Krug – besser gesagt die Krüge – die Töpferei Thoms in Brunsbüttel. Die Firma hatte in Berlin in der Sperlingsgasse ein Geschäft. Töpferei und Laden gibt es nicht mehr. Die Tochter der Inhaber konnte sich im Gespräch mit Peter Hesse aber noch an den Auftrag des Landkreises von 1968 erinnern – damals war sie 16 Jahr alt. Und sie sprach von einem Einzelstück. Möglicherweise war damit die Art des Auftrages gemeint – denn derartige Auftragsarbeiten fertigte die Töpferei ansonsten nicht an. Einen Teller holte Peter Hesse aus Tülau: Denn dass es sich bei dem blauen Keramikkrug mit dem weißen Landkreis-Wappen um kein Einzelstück als solches handelt, ist inzwischen klar. Und klar ist auch, dass der Landkreis damals nicht nur solche Krüge verschenkte – sondern eben auch passende Teller. Einen solchen besitzt inzwischen auch Peter Hesse. Angeboten hatte ihm einer der insgesamt vier Anrufer, die etwas zu diesen Tellern zu sagen hatten. „Ich bin dann nach Tülau gefahren und habe dort einen abgeholt.“ Weitere Hinweise zu diesen Tellern konnte auch Manfred Niebuhr aus Meinersen liefern. Er hat einen solchen aus dem Nachlass seiner Schwiegereltern übernommen. Sein Schwiegervater Hermann Stuckenbrock (geboren 1913, gestorben 2001) war von 1928 bis 1976 beim Landkreis Gifhorn beschäftigt und ist als Kreisamtsrat und Schulamtsleiter in den Ruhestand gegangen. „Zu welchem Anlass er diese Ehrengabe des Landkreises erhalten hat, ist nicht nachweisbar, da es in keinem der vorhandenen Schriftstücke erwähnt ist. Es kann sich nur um einen besonderen Geburtstag, ein Dienstjubiläum oder seine Pensionierung gehandelt haben. Er hat ihn also spätestens im Jahr 1976 erhalten“, teilte Niebuhr mit. Von Thorsten Behrens