Böller-Verbot an Silvester: Das sagt der Vollbütteler Feuerwerksprofi Markus Merz

„Diese Regelung ist unvernünftig und entbehrt jeder Logik“, sagt Markus Merz mit Blick auf die Feuerwerksregeln für Silvester. Der Profi-Pyrotechniker aus Vollbüttel kann weder das Verkaufsverbot noch das eingeschränkte Feuerwerksverbot nachvollziehen. „Wie das helfen soll, die Corona-Pandemie einzudämmen, ist mir schleierhaft“, sagt er. Dabei sei auch für ihn die Gefahr durch die Corona-Pandemie unstrittig. Durch das Überlassungsverbot werde aber eine ganze Branche in Schwierigkeiten gebracht. Um Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen – und damit ein weiteres Ausbreiten des Corona-Virus – zu verhindern, braucht es kein Feuerwerksverbot, meint Markus Merz. Die aktuelle Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen verbiete Ansammlungen von mehr als fünf Erwachsenen ohnehin. Zudem gebe es für Kommunen nach der Sprengstoff-Verordnung die Möglichkeit, Verbotszonen für Feuerwerk zu benennen. „Was jetzt passiert, ist an keiner Stelle schlüssig“, sagt Merz deshalb – und meint auch das Verkaufs- oder genauer gesagt Überlassungsverbot für Feuerwerk der Kategorie F2. Das Überlassungsverbot ist für den Feuerwerkshandel nur schwer zu verkraften: Dabei handelt es sich um die typischen Silvesterknaller und -raketen, die in diesem Jahr durch ein bundesweites Verbot nicht an Privatleute abgegeben werden dürfen. Merz´ Sohn Jonas, der den Pyrostern-Shop in Isenbüttel betreibt, muss nun die kompletten Bestellungen des letzten Jahres rückabwickeln. Möglichkeiten zur Querfinanzierung durch andere Produkte gibt es nicht. Nach einem Jahr ohne große Veranstaltungen, das Markus Merz ohnehin schon als „katastrophal“ bezeichnet, ist das ein harter Schlag für den Vollbütteler. „Das wird in der Branche viele Existenzen kosten“, weiß er. Merz und sein Sohn Jonas hatten den Laden in Isenbüttel schon umgebaut, um die Feuerwerksartikel coronagerecht verkaufen zu können. Sie hatten Pläne für einen Lieferdienst und für terminierte Abholmöglichkeiten – so wie es andere Einzelhändler im zweiten Lockdown auch anbieten. Stattdessen müssen sie jetzt Pakete wieder auspacken oder sogar vom Logistiker zurückholen. „Man hat uns ins offene Messer laufen lassen“, kritisiert Merz, dass das Böller-Verbot erst so spät ausgesprochen wurde. Er wäre durchaus zu Abstrichen bereit gewesen, etwa einem Verkauf nur in reglementierten Mengen. Aber ein komplettes Verbot? „Das ist nicht logisch“, sagt er. Zumal Feuerwerksreste aus den vergangenen Jahren ja verwendet werden dürfen. Nehmen die schweren Verletzungen in der Silvesternacht jetzt sogar zu? Merz befürchtet einen weiteren Nebeneffekt des Überlassungsverbots: nämlich einen Anstieg der schweren Verletzungen in der Silvesternacht. Viele Menschen würden sich nun im Ausland oder auf dem Schwarzmarkt im Internet mit Feuerwerk eindecken, das in Deutschland nicht zugelassen ist und dementsprechend auch nicht die Sicherheitsstandards erfüllt. „Die Leute holen sich wirklich bedenkliche Sachen“, sagt der Feuerwerksprofi – und wenn man die nicht fachgerecht handhabe, seien schwere Verletzungen die Folge. Mit der Konsequenz, dass die Krankenhäuser mehr Patienten zu versorgen hätten – und genau das will der Gesetzgeber mit Blick auf die ohnehin schon großen Belastungen durch die Corona-Pandemie ja vermeiden. Hinzu kommt für Markus Merz eine ideelle Seite. Silvester sei für viele Menschen ein besonderer Tag. Das alte Jahr wird verabschiedet und das neue wird begrüßt. „Das Feuerwerk ist da ein Highlight“, sagt Merz. Viele Familien, die in den vergangenen Jahren regelmäßig Feuerwerk bei ihm gekauft haben, reagierten mit Unverständnis – denn nachdem die Menschen nun fast ein ganzes Jahr mit den Einschränkungen durch die Pandemie leben mussten, „wird ihnen nun auch noch diese letzte Freude genommen“. Lesen Sie auch: Silvesterfeuerwerk im Kreis Gifhorn: Das sind die Regeln im Corona-Jahr 2020 Kommentar: 2020 hat zum Abschied kein Feuerwerk verdient Feuerwehr im Landkreis Gifhorn an den Feiertagen ohne Einschränkung einsatzbereit Von Christian Albroscheit