Wenn Gifhorner Steine reisen: Sogar bis nach Mexiko geht’s

Ein Hobbytrend erlebt in Corona-Zeiten einen regelrechten Boom. In Facebook-Gruppen schließen sich Kreative zusammen, bemalen kleine Steine mit verschiedenen Motiven und legen sie dann in der Hoffnung aus, dass der Finder ein Foto macht und dieses in der Facebook-Gruppe postet. Was Angelika Heumann, Administratorin der Gruppe „SteinfieberGifhorn“ erlebte, ist etwas ganz Besonderes: Einer ihrer Steine flog bis nach Mexiko. Der Kapitän der Lufthansa-Maschine erlaubte sogar Aufnahmen des Steins im Cockpit. Die Steine werden öffentlich ausgelegt: So nahm die Geschichte ihren Lauf: Seit mehr als einem Jahr lädt Angelika Heumann unter dem Pseudonym Pupul Flimm alle, die mögen, in ihre Facebook-Gruppe ein. Je nach Jahreszeit und Anlass malen die Mitglieder Motive auf Steine und legen sie an öffentlichen Stellen aus, mal an einer Tankstelle oder auf einem Parkplatz, auch aus dem Harz kamen schon Rückmeldungen zu den reisenden Gifhorner Steinen. Die Freude über jeden veröffentlichten Fund ist jedes Mal riesig. SteinfieberGifhorn sammelt Spenden: Dann kam Corona. Aber mit dem Steinschlangen-Boom wollten Angelika Heumann und ihre Mitstreiter nichts zu tun haben. Ihre Art, Freude zu bereiten, soll anders funktionieren. Die Gruppe ist Partner des Gifhorner Bündnisses für Familien und sammelt Spenden, etwa für den Kinderweihnachtsmarkt. Ein besonderes Zeichen hat die Gruppe in Corona-Zeiten dann doch setzen wollen. Im Schlosshof legte sie einen großen Schmetterling aus Steinen aus. Jörg Zentgraf, Chef des Schlossrestaurants, fand die Idee „einfach klasse“, nur den Schlossinnenhof als Ort nicht geeignet. Schlossrestaurant unterstützt die Aktion: Er bot seine Terrasse als Standort an und kam dann auf die Idee, die bemalten Steine zu jeder Rechnung als Hingucker mit an den Tisch zu nehmen. „Das kam mega an, viele wollten wissen, ob man den Stein kaufen kann“, so Zentgraf. Und so kam es, dass er die kleinen Kunstwerke gegen eine Spende für die Kreativen weitergab. So kam es zur Mexiko-Reise: Etwa an Axel Rossmanek. Der 58-jährige Gifhorner war so angetan von der Idee der reisenden Steine für einen guten Zweck, dass er seiner Partnerin und deren Kind den Stein mitgab für eine Reise nach Mexiko, wohin er im Oktober später selbst folgte. Dass es der Stein sogar bis ins Cockpit schaffte, freut ihn ungemein. „Nur schade, dass wir auf der Reise nicht noch mehr Fotos gemacht haben. Dieser Stein könnte so viel erzählen.“ „Ich bin so happy“: Zurück in Gifhorn hat er einen großen Wunsch: „Ich möchte den Stein zurückgeben an denjenigen, der ihn bemalt hat.“ Die AZ bat er um die Suche nach der Künstlerin. Die hatte inzwischen schon Wind bekommen, dass ihr Stein eine solch beeindruckende Reise gemacht hat. „Herr Zentgraf hatte mir die Fotos geschickt.“ Auf Facebook schrieb Angelika Heumann erfreut: „Ich bin so happy.“ Erkannt habe sie ihr Werk auf den ersten Blick. „Jeder der 500 Mitglieder hat so seine eigene Handschrift. Ich mag es farbenfroh. Oft schreibe ich auch Sprüche auf die Steine.“ „Er hätte ja in Mexiko bleiben können“: Wiederhaben möchte sie den Stein jedoch nicht. „Er hätte ja in Mexiko bleiben können und noch weiter reisen“, sagt sie. Hauptsache, der Stein hat anderen eine Freude bereitet und mit der Spende Gifhorner Kindern Gutes getan – auch wenn der wegen Corona abgesagte Kinderweihnachtsmarkt erst wieder 2021 stattfinden darf. Mit diesem Symbol kennzeichnen wir besonders positive Nachrichten – damit Sie unsere Muntermacher auf einen Blick finden. Von Andrea Posselt