Was denn nun: Nikolaus oder Weihnachtsmann oder beide? Gifhorn

Der Beitrag aus unserer Reihe „Impulse zum Lockdown“ kommt heute von Elke Wunsch, Pastorin im Ruhestand. Mit Ehemann Klaus Wunsch freut sie sich über drei erwachsene Kinder. Von 2000 bis 2016 war sie in Wettmershagen und Sülfeld im Gemeindedienst tätig. „Den Weihnachtsmann und den Osterhasen gibt es doch! Tante Anni hat es auch gesagt!“ Breitbeinig und triumphierend stand ich als Vierjährige vor meiner Mutter. Natürlich sah ich, wie sie die Stirn verärgert in Falten zog, aber für diesmal hatte sie verloren. Denn ich wollte es unbedingt glauben. Schon zwei Jahre später tat ich heimlich Abbitte, da hatten die großen Brüder und die Klassenkameraden mich schon wiederholt für meinen Kinderglauben ausgelacht und der Weihnachtsmann vor dem KaDeWe (Kaufhaus des Westens in Berlin) hatte mich alles andere als überzeugt. Den Nikolaus hat es wirklich gegeben: Als junge Mutter habe ich deshalb meinen Kindern sehr früh vom Nikolaus erzählt und erklärt: „Wir Erwachsenen spielen noch immer den Nikolaus für die Kinder, damit die Erinnerung an diesen besonderen Menschen nicht verloren geht.“ So ging es gut, die Probleme haben sich bei mir nicht wiederholt. Allerdings staune ich immer wieder über ach so aufgeklärte Zeitgenossen, die von Kirche und Glauben gar nichts halten, aber zeitgleich stolz erklären: „Wir haben für den 24. Dezember einen Weihnachtsmann für unser Kind bestellt.“ Oho, denke ich, und vorsichtig frage ich nach: „Wussten Sie schon, dass der Weihnachtsmann eine Erfindung von Coca Cola ist, dass es den Nikolaus aber wirklich gegeben hat?“ „Ach ja? Nein, das weiß ich nicht. Aber ist es wichtig?“ Den Werbefachleuten kam der Nikolaus gerade recht: Man nahm ihm den Bischofsstab und die Mitra auf dem Kopf ab, umhüllte ihn mit dem langen roten Mantel (wegen der Farbe des Getränkeherstellers) und gab ihm den Schlitten als neues Accessoire dazu. Fertig war der Weihnachtsmann, der seither durch alle Geschäfte eilt als unschlagbarer Werbeträger der Wirtschaftsinteressen. Die wichtigen Geschenke finden wir in der Heiligen Nacht im Kind in der Krippe: Wer aber verbirgt sich hinter dem Original? Legenden erzählen von frommen Männern aus alter Zeit, die ihren Glauben so lebten, dass auch Kinder die Güte Gottes erfahren konnten: Ein Bischof Nikolaus in Myra, Kleinasien, der wohl im 4. Jahrhundert lebte und ein gleichnamiger Bischof von Pinora, in Lykien 564 gestorben. Ihre guten Taten verschmolzen wohl in einer Figur: Für drei junge Mädchen war der Vater wohl so arm, dass er kein Brautgeld aufbringen konnte für eine Verheiratung. Nikolaus soll den Mädchen das schwere Schicksal der Prostitution erspart haben, indem er des Nachts drei Geldbeutel durch das offene Fenster warf. Und die Kinder, die während einer Hungersnot als Preisgeld in die Sklaverei verkauft werden sollten, soll er durch Herausgabe der kostbaren Kirchenschätze bewahrt haben. Alles bloß erfunden? Nein, in Legenden haben die Menschen früherer Zeiten genau wie in den Märchen kostbare alte Wahrheiten und Werte aufbewahrt. Das mag ich nicht verachten. Dafür bin ich dankbar. Martin Luther wollte einst Christus in die Mitte der Verkündigung rücken und sagen: Die wichtigen Geschenke finden wir in der Heiligen Nacht im Kind in der Krippe. Aber der Nikolaus bringt schon mal einen zarten Vorgeschmack auf Gottes größte Gabe: Das Kind in der Krippe – Gott wird Mensch und stellt sich an unsere Seite. Lesen Sie auch: Dezember 2020: Wo stehen wir im Landkreis Gifhorn und weltweit? Von Elke Wunsch