Vierter Advent: Stadtgottesdienst im Gifhorner Schlosshof und eine leere Fußgängerzone

Die kirchlichen Stadtgemeinden hatten zum vierten Adventssonntag zum Open-Air-Gottesdienst auf den Gifhorner Schlosshof geladen. Rund 30 Gläubiger kamen. Es wurde eine nachdenklich stimmende Veranstaltung. Der Weg zum Schloss durch die stille Innenstadt lässt wenig Weihnachtsstimmung aufkommen. Die Fußgängerzone ist leer. Wo in den Vorjahren am vierten Adventssonntag bereits vormittags Weihnachtsmusik an den Glühweinständen und Bratwurstbuden dudelte, hockt nun ein Straßenbettler völlig einsam auf dem Pflaster mit seiner Flöte in der Hoffnung, dass doch ein paar Passanten vorbei kommen und etwas Kleingeld in seine Mütze werfen. Eine Bäckerei hat geöffnet, doch sie ist leer. Eine andere Bäckerei eine halbe Fußgängerzone weiter hat ebenfalls geöffnet, dort warten mehrere Gifhorner – fast wie sonst an den Glühweinständen. Nur ruhiger, mit mehr Abstand. Geduldiger, scheint es. Eintrag in eine Liste und ein Zollstock für ausreichend Abstand: Zwei Frauen sind mit ihren Hunden unterwegs. Ohne den für die Fußgängerzone eigentlich vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz. Den trägt kaum jemand von den ohnehin wenigen Passanten in der leeren Innenstadt. Fast, als würde das Virus sonntags Pause machen, als würden Gesetze und Vorschriften sonntags nicht gelten. Als böte der vierte Advent automatisch Schutz vor Corona. Dann der Schlosshof. Nur langsam kommen vereinzelte Gottesdienst-Teilnehmer, rund 30 werden es letztlich sein. Es beginnt zu regnen. Kirchenmitarbeiter tragen die Namen der Besucher in Listen ein, laufen mit Zollstöcken umher, um die Einhaltung der Abstandsregeln zu gewährleisten. Das ist aber nicht nötig, die wenigen Besucher formieren sich zu einem großen Kreis mit dem Brunnen in der Mitte und reichlich Abstand zum Nebenmann. Kreiskantor Raphael Nigbur stimmt noch einmal die elektrische Orgel, die Pastorinnen Angelika Meyerdierks und Annette Israel singen sich ein – die Besucher dürfen nicht mitsingen, sie tragen zudem einen Mund-Nasen-Schutz. Dann beginnt der Gottesdienst, die wenigen Gifhorner trotzen dem Regen, dem Virus, der allgegenwärtigen Absage an Weihnachtsstimmung. „Und der Engel sprach...“: Der Gottesdienst steht unter dem Motto: „Und der Engel sprach...“ Seine Worte verhallen nicht ungehört. Der Gottesdienst hinterlässt Spuren – und Gedanken. Zurück durch die leere Fußgängerzone, durch einen stillen vierten Adventsmorgen. Advent, die Zeit der Stille, der Vorbereitung auf Weihnachten – in diesem Jahr, an diesem Sonntag trifft das zu. Die fehlenden Glühweinstände sind plötzlich nur noch Nebensache. Von Thorsten Behrens