Untersuchung der Bohrschlammgruben im Landkreis Gifhorn: So geht es jetzt weiter

Grüne und SPD kritisieren den Landkreis Gifhorn, er verschleppe die Untersuchung der Bohrschlammlöcher, die im Landkreis bekannt sind. Anlass der immer stärker werdenden Kritik ist ein Förderprogramm des Landes, das Mitte 2021 ausläuft – und mit dessen Hilfe bisher erst sechs der 52 bekannten Bohrschlammlöcher im Landkreis untersucht wurden. Wie der Stand bei diesen Untersuchungen ist und die Pläne für die restlichen Bohrschlammlöcher aussehen, stellten Kreisrätin Ute Spieler sowie Antje Präger und Jürgen Brunke vom Umweltamt am Mittwoch der Öffentlichkeit vor. 52 bekannte Bohrgruben soll es im Landkreis Gifhorn geben. Die Aller-Zeitung listet hier auf, wo sie liegen. Samtgemeinde Meinersen: – Müden, 3 Verdachtsstellen – Meinersen, 5 Verdachtsstellen (1 davon untersucht) – Leiferde, 1 Zentralschlammgrube (untersucht) Gifhorn: – Stadt Gifhorn, 3 Verdachtsstellen – Neubokel, 1 Verdachtsstelle Samtgemeinde Hankensbüttel: – Hankensbüttel, 1 Zentralschlammgrube (untersucht) sowie 1 Verdachtsstelle – Dedelstorf, 1 Verdachtsstelle (untersucht) Samtgemeinde Brome: – Ehra, 1 Verdachtsstelle Samtgemeinde Wesendorf: – Groß Oesingen, 1 Verdachtsstelle – Wesendorf, 17 Verdachtsstellen – Westerholz, 1 Verdachtsstelle Samtgemeinde Papenteich: – Grassel, 1 Verdachtsstelle – Adenbüttel, 1 Verdachtsstelle Samtgemeinde Isenbüttel: – Ribbesbüttel, 1 Verdachtsstelle – Calberlah, 1 Verdachtsstelle Wittingen: – Gannerwinkel, 4 Verdachtsstellen – Radenbeck, 2 Verdachtsstellen – Vorhop, 2 Verdachtsstellen (1 davon untersucht) – Lüben, 1 Verdachtsstelle – Stadt Wittingen, 1 Verdachtsstelle – Schneflingen, 1 Verdachtsstelle (untersucht) Ein Thema sind diese Untersuchungen der Bohrschlammgruben, Hinterlassenschaften aus der vor Beginn des 20. Jahrhunderts beginnenden Erdölförderung, seit mindestens 2016. Damals hatte der Landkreis in Vorarbeit zu entsprechenden Förderanträgen damit begonnen, die Gruben zu untersuchen – da in ihnen möglicherweise für Mensch, Natur und Grundwasser schädliche Stoffe aus den Bohrungen enthalten sein könnten. Im ersten Schritt wurden alle verfügbaren Daten der 52 Gruben gesammelt, sechs wurden schließlich für Anträge für das Förderprogramm ausgesucht. Der Landkreis hat eine Grundwasserüberwachung installiert: Im Rahmen des Landesförderprogramms wurden von den 52 Gruben vom Landkreis bisher sechs in der Förderphase 1 untersucht – anhand der vorhandenen historischen Daten. Vier Gruben aus Phase 1 wurden zudem bereits in Phase 2 untersucht – unter anderem durch Bohrungen vor Ort für Boden- und Grundwasserproben. Phase 2 soll für die anderen beiden Gruben erfolgen, wenn das Wetter es zulässt, sagte Ute Spieler. Die dritte – und letzte Phase –, eine weitergehende Untersuchung, sei bei den bisher untersuchten Gruben nicht notwendig, da keine Schadstoffwerte gefunden worden seien, die eine Gefährdung von Menschen oder Grundwasser bedeuten. Der Landkreis habe aber – ohne rechtliche Verpflichtung dazu – eine mindestens zehnjährige Grundwasserüberwachung an den vier Gruben installiert. Für die restlichen Gruben hat der Landkreis laut Spieler bis 2023 insgesamt 880 000 Euro vorgesehen für die Untersuchung in Phase 1 – vorbehaltlich der Förderung sämtlicher Anträge durch das Land. Ob der Landkreis die Untersuchung von Gruben alleine finanzieren wird, wenn das Land Anträge ablehnt, sei dann Entscheidung des Kreistages. Angesichts der Tatsache, dass das Förderprogramm in diesem Jahr auslaufe, habe der Landkreis Ende 2020 Gespräche aufgenommen, um eine Verlängerung zu erreichen. Bohrschlammlöcher haben nicht oberste Priorität: Die Kritik aus der Politik weist die Verwaltung zurück. Als das landesweite Förderprogramm gestartet sei, hätten alle Landkreise Anträge gestellt. Expertenbüros und Labore seien da ausgelastet gewesen. Freigaben durch die Kampfmittelbeseitigung – notwendig für Bohrungen zur Boden- und Grundwasseruntersuchung – benötigten sechs Monate. Zudem seien für die zweite Antragstellung die Ergebnisse aus den ersten Untersuchungen benötigt worden. Und laut Präger stünden die Bohrschlammlöcher aufgrund der Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen – bisher wurden keine Gefährdungen festgestellt – aus fachlicher Sicht nicht an oberster Priorität. „Da haben wir beispielsweise Reinigungen, ehemalige Tankstellen, Tischlereien, um die wir uns auch kümmern müssen“, so Präger. Von Thorsten Behrens