Unfallstatistik 2019 für den Kreis Gifhorn: Immer mehr Unfallfluchten

Immer mehr Autofahrer stehlen sich aus der Verantwortung. Die Zahl der Unfallfluchten hat im vorigen Jahr deutlich zugenommen, nämlich um 10,3 Prozent auf 854 Taten. Die Aufklärungsquote liegt bei 42 Prozent – in Ermittlerkreisen gilt das als guter Wert. Denn sie haben häufig zu wenig in der Hand, wenn es keine Zeugenhinweise gibt. Einen Fall wird Thomas Schmalz nicht vergessen, obwohl er 15 Jahre her ist und sich in seiner Zeit im Einsatz- und Streifendienst ereignete. Ein Opel-Fahrer parkte seinerzeit an der Boxmühle in Gifhorn mühselig in eine durch ein schlecht abgestelltes Golf Cabrio noch enger gewordene Lücke ein. Vor dem Ausparken habe der Opel-Fahrer dann absichtlich mit seinem Schlüssel den Lack des Golf Cabrios zerkratzt und sei dann noch mit dem Auto dagegen geschrammt. Alles mitangesehen und der Polizei gemeldet von einem Zeugen, der vom Unfallfahrer unbemerkt in einem weiteren geparkten Auto gesessen hatte. „Es ist immer wieder schön, wenn man so einen erwischt“, sagt der Leiter des für Unfallfluchten zuständigen Fachkommissariats der Gifhorner Polizei. So wichtig sind Zeugenhinweise: Doch das ist ein mühseliges Geschäft. Nicht immer bleibt das Kennzeichen liegen, wenn ein Auto eine Mittelinsel abräumt und der Fahrer davon braust. Und auch wenn immer mehr Parkplätze videoüberwacht seien: Für Schmalz und seine Kollegen kann nichts einen guten Zeugenhinweis ersetzen. So wie im Januar, als eine Mutter ihre 18-jährige Tochter schützen wollte und behauptete, dass sie aufgefahren und unter Schock stehend weiter gefahren sei. Ein Zeuge, der die 18-Jährige wieder erkannte, widerlegte diese Schutzbehauptung. Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, auch Fahrerflucht oder Unfallflucht genannt, ist eine Straftat. Die Konsequenzen laut ADAC: Es gibt neben einer Geldstrafe mindestens zwei Punkte in Flensburg, es drohen Fahrverbot oder ein Entzug der Fahrerlaubnis nicht unter sechs Monaten. Die Allianz Versicherung spricht von drei Punkten. Und ihr zufolge müssen Fahranfänger mit Führerschein auf Probe eine Verlängerung der Probezeit von zwei auf vier Jahre befürchten. Ebenso, dass sich die Haftpflicht-Versicherung bis zu 5 000 Euro, bei Alkoholeinfluss bis zu 10 000 Euro wieder zurück holt. Ein Zettel an der Scheibe hinterlassen gilt übrigens nicht. Der Unfallverursacher muss zum Beispiel bei einem Parkplatzrempler auf den Fahrer des anderen Wagen warten oder die Polizei rufen. Das Problem aus Sicht von Schmalz: Viele Zeugen meldeten sich nicht. Oft stecke wohl die Befürchtung von Unannehmlichkeiten oder Scheu vor dem Gerichtstermin dahinter. Doch: „Jeder sollte sich überlegen: Was, wenn es mein Wagen wäre?“ Hausaufgaben am Tatort machen: Ein wichtiger Baustein in der Ermittlung sei auch die Tatortarbeit. „Die Hausaufgaben müssen schon gemacht werden.“ Fahrzeugtrümmer, Lackabriebe, Scheinwerferglassplitter: Darüber können die Ermittler Hinweise zum Wagen bekommen, oft bis hin zu Baujahr oder Baureihe. „Wir arbeiten auch mit den Autohäusern zusammen“, sagt Schmalz. Werden zu einem passenden Fahrzeug entsprechende Ersatzteile verkauft oder verbaut, haben die Ermittler weitere Anhaltspunkte. Über Lackreste klärten sie neulich einen Unfall in Wilsche: Dort hatte ein Busfahrer eine Mauer gerammt. „Der Lacksplitter passte zum Fahrzeug.“ Rechtliche Folgen: Schmalz rät Unfallfahrern, nicht davon zu fahren, sondern sich der Verantwortung zu stellen. Auch wegen der rechtlichen Folgen. „Ab 1500 Euro Schaden – der schnell erreicht ist – prüft der Staatsanwalt, ob die Fahrerlaubnis zu entziehen ist.“ Lesen Sie auch: Lügen zwecklos: So deckte die Polizei eine Unfallflucht in Gifhorn auf Unfallfluchten: So ermittelt die Gifhorner Polizei Die Unfallstatistik der Gifhorner Polizei für 2019 Von Dirk Reitmeister

Unfallbilanz 2019 - Immer mehr Unfallfahrer hauen einfach ab