Stadt und Landkreis Gifhorn zu Präsenzgottesdiensten in Corona-Zeiten

Volle Parkplätze, volle Gotteshäuser? Nicht alle Kirchengemeinden und Glaubensgemeinschaften ließen sich über die Festtage die ihnen wichtigen Gottesdienste als Präsenzveranstaltungen nehmen. Gifhorns Polizei hat unterdessen nachgeschaut. Laut Landkreis gab es keine Beanstandungen. Gleich im Frühjahr entwickelte sich eine kirchliche Veranstaltung im Hohenloher Land (Baden-Württemberg) zu einem Corona-Hotspot, im Mai machte eine Freikirche in Frankfurt (Main) entsprechende Schlagzeilen und im Oktober eine in Bad Gandersheim. Das sollte in Gifhorn angesichts traditionell gut besuchter Heiligabend-Gottesdienste nicht passieren. So trafen sich Stadt, Landkreis und Polizei Gifhorn am 21. Dezember im Rathaus mit Vertretern von Kirchengemeinden. Der Landkreis erließ zusätzlich eine Allgemeinverfügung mit verschärften Auflagen. Möglichst keine Präsenzgottesdienste: „Diesem Appell sind die meisten Kirchengemeinden auch gefolgt “, zieht Erster Kreisrat Dr. Thomas Walter nach Weihnachten Bilanz. Wo dennoch die Gläubigen zusammen kamen, galten Regeln: „Eine allgemeine Anmeldepflicht, das dauerhafte Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen sowie die Untersagung von Chorauftritten, Gesang und Darbietungen wie zum Beispiel Krippenspiele“, zählt Walter auf. Die Polizei habe die Einhaltung jener Auflagen kontrolliert. „Hierbei wurden keinerlei Verstöße festgestellt.“ Eine Erfahrung, die das städtische Ordnungsamt bei Kontrollen vor Weihnachten auch schon gemacht hat, wie Bürgermeister Matthias Nerlich berichtet. Die Stippvisiten seiner Leute in Kirchen, Bethäusern und Moscheen hätten gezeigt, dass „Hygienepläne stets umgesetzt werden“. Landkreis: Keine Hotspots, sondern Infektionen in der Fläche: Die Infektionszahlen lagen auch über Weihnachten laut Walter „auf einem vergleichsweise hohen Niveau“. Das gestattet den Fachleuten im Gesundheitsamt Rückschlüsse und Erkenntnisgewinn dank der Datenmengen: „Die Kontaktpersonenermittlung des Gesundheitsamtes lässt den Schluss zu, dass dem Infektionsgeschehen im Landkreis Gifhorn nicht punktuelle ,Hotspots’ zu Grunde liegen, sondern dass es sich über die gesamte Fläche des Landkreises Gifhorn verteilt“, sagt Walter. „Die größte Infektionsquelle liegt weiterhin im privaten Rahmen. Außerdem verbreitet sich das Coronavirus auch über alle Altersgruppen hinweg.“ Wer viel testet, findet auch mehr: Auf diese Weisheit macht Erster Kreisrat Dr. Thomas Walter mit Blick auf die Infektionslage aufmerksam. Die hohe Infektionszahl im Kreis Gifhorn habe nämlich eine entscheidende Ursache: die Teststrategie. Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfehle seit Herbst angesichts des zunehmenden Infektionsgeschehens, dass Kontaktpersonen der Kategorie 1, die nachweislich Kontakt zu einer infizierten Person hatten, nicht mehr getestet werden müssen. Sie gehen seitdem ungetestet in Quarantäne, tauchten aber nicht in der Positiv-Statistik auf, sollten sie infiziert sein. Ziel sei es gewesen, die personelle Handlungsfähigkeit der Gesundheitsämter aufrecht zu erhalten und eine Überlastung der Kapazitäten der Testlabore zu verhindern. Gifhorn teste dagegen weiterhin konsequent alle Kategorie-1-Personen, sofern die Kapazitäten in den Laboren dies zuließen. Walter: „Die Philosophie, möglichst viele Personen zu testen, hat den Vorteil, dass hierdurch mehr Infektionsketten als anderswo unterbrochen werden können. Gleichzeitig steigen aber auch die Fallzahlen im Vergleich zu anderen Kommunen.“ Neuer Appell auf Präsenzgottesdienste zu verzichten: Nerlich ist klar, dass Präsenzgottesdienste nicht untersagt sind. Dennoch bleibt er dabei: „Kontakte auf ein Minimum reduzieren war und ist weiter das Gebot der Stunde, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und um neue Infektionen zu verhindern. Dabei war und ist der Verzicht auf Präsenzgottesdienste ein wichtiger Beitrag.“ Von Dirk Reitmeister