Softer Schulstart: Das sagen Gifhorner Rektoren

Eine Grundschul-Rektorin im Krisenmanagement: Da sitzt Dörte Gollin, Leiterin der Gifhorner Gebrüder-Grimm-Schule seit Tagen in ihrem Büro - und ihr fehlt etwas Entscheidendes. „Ich sehne wieder die Kinder herbei.“ Ihr Sehnen wird bald ein Ende haben, aber bis dahin ist noch ein langer To-Do-Zettel abzuarbeiten - mit vielen, vielen Fragezeichen. Am Mittwoch fällte die Landesregierung den Entschluss, stückweise die Schulen wieder zu öffnen. Auf genaue Anweisungen der Landesschulbehörde warteten am Donnerstag die meisten Gifhorner Schulleiter, am Nachmittag gab es erste Klarheiten. Ein langer Fragenkatalog: Für Dörte Gollin bedeutet das, dass sie erst die Viertklässler wiedersehen wird. Aber wie soll das mit den Corona-Kontaktregeln gehen? Fragen über Fragen plagen sie. Dafür liegt sogar nachts ein Zettel auf dem Nachttisch, um ja nichts zu vergessen, erzählt sie. „Kommen alle morgens durch eine Tür, waschen sich die Hände, oder lassen wir alle durch mehrere Türen rein? Wie staffeln wir die Pausenzeiten? Wie funktioniert das mit der Mensa? Staffeln wir den Unterricht nach Wochentagen? Wie schaffen wir es, Geschwisterkinder zeitlich zusammen zur Schule gehen zu lassen?“ Und dann ist da noch ein Problem, das selbst der größte Rechenkünstler nicht praktisch lösen kann. Die Klassen sollen beim Unterrichten halbiert werden. „Wir haben 14 Klassen. Selbst wenn ich das Foyer mit nutze, wie soll das gehen?“ Auch die Einhaltung von Hygienevorschriften ist ganz oben auf dem Zettel. „Und wenn es eine Mundschutz-Pflicht geben sollte, was machen wir mit Kindern, die ohne kommen? Es gibt ja schließlich Schulpflicht.“ Und dann hält sie beim Erzählen kurz inne: „Wie gut, dass wir nächste Woche noch Vorlauf haben.“ Wie soll das mit der Hygiene laufen? Das findet auch Carsten Melchert, Leiter der Gifhorner BBS 2. „Wir warten aktuell auf die Informationen aus dem Kultusministerium zur Umsetzung des Neustarts. Da sind aus unserer Sicht noch viele Fragen offen, da die BBSen überhaupt kein Thema waren.“ Grundsätzlich sei die BBS 2 aus pädagogischer Sicht für Distance-Learning und Unterricht vor Ort so aufgestellt, dass auf verschiedenen Ebenen Angebote vorhanden seien. „Problematisch sehe ich die Umsetzung der Hygienevorschriften außerhalb des Klassenraums und die Ausstattung mit Desinfektionsmitteln und Mundschutze. Ich hoffe da noch auf Rückmeldung durch das Land Niedersachsen oder durch den Schulträger, wie da agiert werden soll und was zur Verfügung gestellt werden wird.“ Gerade auf die penible Einhaltung der Hygiene-Vorschriften pocht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Landkreis Gifhorn. Vorsitzender Mario Toborg legte gleich einen umfangreichen Forderungskatalog vor. „Schulen dürfen nicht zu Zentren der Verbreitung des Corona-Virus werden und so die Erfolge der bisherigen Maßnahmen wieder zunichte machen.“ Er fordert unter anderem eine Mundschutz-Pflicht, die Masken sollten für alle bereit gestellt werden. Und: Die GEW fordert ein Beschäftigungsverbot für alle Schul-Beschäftigten, die zu Risiko-Gruppen gehören; auch für Schüler und Schülerinnen mit Vorerkrankungen (oder mit Eltern, die zu Risikogruppen gehören) müssten besondere Vorkehrungen getroffen werden. „Einen guten Abschluss ermöglichen“: „Wir werden nicht das haben, was wir vor der Corona-Krise hatten. Aber es ist wichtig, dass wir die Erfolge durch die Isolation nicht gefährden“, sagt Rolf Maskus, Leiter der IGS Sassenburg, in Hinblick auf den soften Schulstart. Neunte, zehnte und 13. Jahrgänge erwartet er zum 27. April zurück. „Das ist wichtig, um ihnen einen guten Abschluss zu ermöglichen“, sagt Maskus. Am Montag werde er mit dem Kollegium in die konkrete Planung des neuen Schulalltags einsteigen. „Wir müssen dabei jeden Schüler im Blick haben.“ Die schrittweise Rückkehr zum Schulalltag begrüßt Carola Wildner, Vorsitzende des Schulvereins am OHG und Ex-Stadtelternratsvorsitzende. Da erst einmal die älteren Schüler zur Schule gehen, sieht sie keine allzu großen Probleme in Sachen Infektionsgefahr. „Die wissen, was zu tun ist.“ Für die Kinder sei es gut, bald wieder Tagesstruktur zu haben. Und auf einen Lerneffekt hofft sie auch: „So haben die Eltern während der Schulschließung jetzt einmal gesehen, dass Lehrer ein Beruf ist.“ Auch im Kreis Gifhorn hat das Corona-Virus’ den Alltag und die Gedanken der Menschen voll im Griff. Das hat die AZ bislang berichtet: Dritter Todesfall im Landkreis Gifhorn Bestattungen in Zeiten von Corona: „Es fehlt ein Stück weit das Menschliche“ Geschäfte dürfen wieder öffnen: Gifhorner Händler freuen sich auf ihre Kunden Wasser, Strom, Müll: So wirkt sich die Krise aus Netzwerk: Familie vor Ort funktioniert Wegen Corona: Schützenfest, Altstadtfest und Gifhorn-Tag fallen aus Krippenbetreuung in der Sassenburg: Keine Elternbeiträge mehr ab Mitte April Täglicher Impuls: Moritz Junghans über den Plan B RFV Isenbüttel: Neues Pferd, aber noch keine Gewissheit fürs Jubiläum Corona: So sind die Regeln für Trennungskinder Trotz Einreiseerlaubnis fehlen Erntehelfer Corona-Blues: Darum gibt’s nun Steinschlangen Gifhorner SV-Stammtisch will seinen Vereinswirten helfen Freundeskreis aus Hankensbüttel möchte in Uganda weiter helfen In Ribbesbüttel gibt es Post von Gott Seniorenheim in Ohof: Mitarbeiterin mit Corona-Virus infiziert Täglicher Impuls: Sina Schumacher über Österliches in einem alten Poesiealbum Sportvereine im Kreis Gifhorn: „Die Lage ist nicht einfach für uns“ Täglich 120 Aller-Zeitungen für Gifhorns Helios-Klinikum Welche Hygienemaßnahmen im Handel bleiben auch nach Corona? 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