Schadsoftware: So schützen sich Stadt und Landkreis Gifhorn vor Emotet und Co.

Die EDV der Behörden in Gifhorn ist aktuell regelmäßigen Cyberattacken ausgesetzt. Das bekommen auch die Bürger zu spüren, die harmlose E-Mails an die Verwaltungen von Stadt und Landkreis Gifhorn schicken. Auch ihre Online-Post erreicht oft die Adressaten nicht, weil der digitale Türsteher sie nicht mehr rein lässt. „Cyberattacken gibt es jeden Tag“, sagt Erster Kreisrat Dr. Thomas Walter. „Diese konnten allerdings durch die bestehende Infrastruktur zur Abwehr solcher Attacken, aber auch insbesondere durch Vorsicht unserer Kolleginnen und Kollegen, bisher verhindert werden.“ Auf die Frage, ob es Cyberattacken mit Emotet oder anderen vergleichbaren Viren oder Trojanern in den vergangenen fünf Jahren gegeben habe, antwortet Christian Schnur von der Stadt Gifhorn: „Keine erfolgreichen.“ Die Firewalls der EDV-Systeme von Stadt und Landkreis Gifhorn blockieren auch harmlose E-Mails von Bürgern, wenn diese zum Beispiel Anhänge mit veralteten Office-Dateien haben – ein klassisches Einfallstor für Schadsoftware. Was soll der Bürger tun? Christian Schnur von der Stadt Gifhorn rät dazu, Anhänge im PDF-Format zu verschicken. „Dieses Format kann von den meisten Empfängern problemlos gelesen werden, und es birgt ein sehr geringes Schadpotenzial.“ Wenn schon, dann sollten Dokumente im aktuellen Office-Format (.DOCM, .XLSX) verschickt werden allerdings nicht Word oder Excel-Dokumente mit Makros (.DOCM, XLSX). Erster Kreisrat Dr. Thomas Walter: „Es hilft zudem, das eigene E-Mail-Programm auf das Format ,Nur-Text’ umzustellen. So kann ein eingebundener Schadcode weitestgehend minimiert werden, und E-Mails haben eine höhere Chance, den gewünschten Empfänger auch zu erreichen.“ Jedes aktuelle Office-Element könne auch als PDF gespeichert werden. Allgemein empfiehlt Walter „ein gesundes Misstrauen“ auch gegenüber vermeintlich bekannten E-Mail-Adressen. „ E-Mail-Adressen können sehr einfach gefälscht werden. Mittlerweile werden von der angreifenden Seite auch die Inhalte immer professioneller gestaltet. Immer häufiger wird ein direkter Bezug auf tatsächlich aktuelle Sachverhalte genommen. Die Angriffe erfolgen somit sehr viel gezielter als in der Vergangenheit.“ Schnur rät auch, auf die Größe des zu versendenden Datenpakets zu achten. Der Anhang sollt zehn Megabyte nicht überschreiten. Beide Behörden geben an, bislang nicht vom aktuellen Emotet-Virus betroffen gewesen zu sein. Sie setzen seit langem auf Firewalls und Fortbildungen. Walter: „Es gibt mittlerweile immer bessere Netzwerke zum informellen Austausch von Abwehrmaßnahmen. Beispielsweise entwickeln das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik oder das Niedersächsische Computer-Emergency-Response Team (N-CERT) Abwehrstrategien. Diese versuchen wir weitestgehend umzusetzen.“ Warum alte Office-Dateien gefährlich sind: Offenbar so erfolgreich, dass E-Mails von Bürgern mit veralteten Dateiformaten wie .DOC oder .XLS nicht mehr zum Empfänger durchdringen. Schnur: „Es werden alte Microsoft Office Dateien blockiert, dies führt zu den meisten Einschränkungen.“ Denn: „Es ist die häufigste Art, wie sich Emotet und andere Schadsoftware im Moment verteilt.“ Deshalb sei es gängige Praxis, vor 2007 erzeugte Office Versionen zu blockieren. „Des Weiteren werden aktuelle Office Dokumente mit Makros blockiert.“ „Unbequeme Maßnahmen“ unumgänglich: „Office-Dokumente und Links waren und sind die Haupteinfallstore für den Trojaner“, sagt auch Walter. Im Interesse der Sicherheit von Daten der Bürger komme der Landkreis nicht um „unbequeme Maßnahmen“ herum. Laut Schnur komme es aber nur sehr selten zu Einschränkungen. Lesen Sie auch: So wehren sich die Finanzämter Emotet: Spezielle Ermittler im Einsatz So wehrt sich das Land Niedersachsen Von Dirk Reitmeister

Schadsoftware - So schützen sich Stadt und Landkreis Gifhorn vor Cyber-Attacken