Landkreis Gifhorn: Wildunfall-Zahl auf Rekordniveau

Diese Trendwende ist mehr als unerfreulich: Nach einem Rückgang bei den Wildunfällen 2018 weist die Polizeistatistik für das vergangene Jahr einen traurigen Rekordwert aus. Bis zum 23. Dezember kam es auf den Straßen des Kreises zu 1576 Unfällen, die durch Wildwechsel verursacht worden sind – mit zum Teil schlimmen Folgen. Negativ-Entwicklung: „Die milden Winter und eine damit verbundene Zunahme der Wildpopulation zeigen erneut Auswirkung auf die Unfallstatistik“, vermutet Polizei-Experte Winfried Enderle. Trotz einer Vielzahl von präventiver Maßnahmen habe es in 2019 bei den Wildunfällen eine Steigerung von mehr als 16 Prozent gegeben – ein Anstieg von 1357 auf 1576 Wildunfälle. Enderle gibt an dieser Negativ-Entwicklung auch den Autofahrern eine Schuld: Trotz Wildwechsel-Warnungen werde insbesondere bei Dunkelheit und schlechter Sicht oftmals viel zu schnell gefahren. „Um zu reagieren, bleibt dann kaum noch Zeit“, ruft der Polizeihauptkommissar zu defensiverer Fahrweise auf. Rekordwert erreicht: Noch im Vorjahr hatte sich Enderle über einen Rückgang gefreut: Nach einem Rekordwert von 1396 Wildunfällen im Jahr 2017 – diese Zahl wurde 2019 deutlich übertroffen – war die Anzahl der Unfälle mit Wild 2018 auf 1358 zurückgegangen. Zuletzt unter der 1000er-Marke lag der Wert übrigens im Jahr 2008 mit nur 921 Wildunfällen. Hohe Verkehrsdichte: Ernst-Dieter Meinecke, Vorsitzender der Jägerschaft Gifhorn, glaubt nicht daran, dass die milden Winter zu einer drastischen Erhöhung der Wildpopulation geführt haben. „Tatsache ist vielmehr eine deutliche Zunahme des Verkehrs und der Verkehrsdichte auf fast allen Straßen des Kreises“, so der Chef der Jägerschaft. Durch den großen Arbeitgeber VW gebe es im Landkreis Gifhorn die meisten Berufspendler in der Region – dadurch sei auch die Unfallgefahr gestiegen, so Meinecke. Regelmäßiger Austausch: Jägerschaft, Polizei und Kreisverwaltung würden sich regelmäßig austauschen, um über die Entwicklung der Wildunfallzahlen zu beraten. Blaue Reflektoren, eine Vorverlegung der Jagdzeit auf den 1. April an besonders unfallträchtigen Punkten im Kreisgebiet: Die Mitglieder der Jägerschaft seien auf vielen Gebieten initiativ, um die Zahl der Wildunfälle zu senken. Gewöhnungseffekt: Wie auch Gifhorns Polizeipressesprecher Thomas Reuter sieht Meinecke eine Hauptschuld für die negative Entwicklung bei den Autofahrern. Wildwechsel-Warnschilder würden nicht beachtet, häufig werden an solchen Stellen viel zu schnell gefahren. „Wenn man jeden Tag auf solchen gefährlichen Abschnitten unterwegs ist, tritt rasch ein Gewöhnungseffekt ein“, steht für Meinecke fest. Man sei nicht konzentriert und auf einen Wildwechsel unvorbereitet. Mehr Handy-Meldungen: Hinzu komme die Tatsache, dass inzwischen jeder Wildunfall per Handy an die Polizei gemeldet werde und so in die Statistik einfließe. Noch vor zehn Jahren seien viele dieser Unfälle zwischen dem Jagdpächter und dem Verursacher geregelt worden, so Meinecke. Von Uwe Stadtlich

Verkehrsgeschehen - Trendwende: Wildunfälle im Kreis auf Rekordniveau