Johann Rukeli Trollmann: Spielt Gifhorner Boxer Rolle in „Babylon Berlin“?

Spielt eine historische Gifhorner Persönlichkeit bald eine Rolle in einer der angesagtesten TV-Produktionen Deutschlands? Wenn im Frühjahr die Dreharbeiten zur vierten Staffel der Serie „Babylon Berlin“ starten, könnte auch die Geschichte des in Wilsche geborenen und von Nazis im KZ Wittenberge ermordeten Boxers Johann „Rukeli“ Trollmann im Drehbuch stehen. Kriminalassistentin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) betritt in der letzten Episode der jüngsten Staffel von „Babylon Berlin“ eine Pension im Umland Berlins. Sie forscht nach ihrem wahren Vater, der sich mit ihrer Mutter immer dort im Sommer getroffen hatte. „Und später mit seinem Sohn“, ergänzt die Wirtin (Carmen-Maja Antoni). „Ertüchtigungen, also so Leibesübungen im Park. Scheint ja was draus zu werden aus dem Kleenen.“ Die Wirtin zeigt auf ein Plakat an der Wand hinter ihr für einen Boxkampf mit Johann „Rukeli“ Trollmann. Millionen Zuschauer haben das gesehen, darunter Manuel Trollmann, der Großneffe von Rukeli Trollmann. Die Szene kam für den bekennenden „Babylon Berlin“-Fan aus heiterem Himmel. „Ich war total überrascht.“ Er spult den Stream, wie Charlotte Ritter sich das Boxkampf-Plakat durchliest, mehrfach zurück, um es immer und immer wieder anzuschauen. Trollmann, der die Homepage seines Großonkels betreut, ist total begeistert. Schicksal einem Millionen-Publikum bekannt machen: Trollmann kennt die Serie gut, sie behandelt auch die persönlichen Seiten der Hauptfiguren und spiegelt die gesamtgesellschaftliche Situation der Zeit im Berlin vor der Machtübernahme der Nazis wider, deren Heraufdämmern in der Handlung stets präsent ist. Und so verspricht er sich schon, dass das tragische Schicksal des Deutschen Meisters im Halbschwergewicht von 1933 einem breiten Publikum bekannter gemacht wird. „Das würde mich sehr freuen.“ Total gespannt auf Fortsetzung der Serie und neues Kutscher-Buch: Wie dem Langenhagener geht es auch Jörg Prilop vom Bündnis Bunt statt Braun in Gifhorn. „Da würden wir uns total freuen.“ Denn die Initiative bemühe sich seit Jahren, das NS-Opfer Trollmann vor Ort mehr ins Gedächtnis der Gifhorner zu rücken. Auch Prilop ist ein „Babylon Berlin“-Fan. Nun will er sich das aktuelle Buch des Bestseller-Autors Volker Kutscher über die Olympischen Spiele in Berlin 1936 besorgen. Er hofft, dass Rukeli Trollmann darin vorkommt. „Ich bin total gespannt“, sagt er auch über die noch auf sich warten lassende Fortsetzung der TV-Serie. Als Figur in „Babylon Berlin“ würde der Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann einem Millionenpublikum bekannt, die TV-Serie wäre aber nicht die erste Verfilmung, sagt Manuel Trollmann, Großneffe des in Wilsche geborenen NS-Opfers. Das Boxkampf-Plakat, das in der letzten Episode der dritten Staffel zu sehen ist, zeige nicht den echten Rukeli, sondern Schauspieler Hannes Wegener, der Rukeli im Film „Gibsy“ gespielt hat. Johann Wilhelm Trollmann, Rukeli genannt, wurde am 27. Dezember 1907 in Wilsche geboren. 1933 wurde der Sinto Deutscher Meister im Halbschwergewicht. „Doch den Nazis, die mittlerweile an der Macht sind, passt der erfolgreiche ,Zigeuner’ nicht ins Weltbild“, schreibt Manuel Trollmann auf der Homepage www.johann-trollmann.de. Der mit acht NSDAP-Mitgliedern im zehnköpfigen Vorstand besetzte Profiverband erkennt den Titel nach wenigen Tagen wieder ab. Das war nur der Anfang eines langen Leidensweges, der in Arbeitslagern und Konzentrationslagern endete. 1944 starb Johann Trollmann in einem KZ. Produktionsfirma hält sich noch bedeckt: Die Firma X-Filme, die „Babylon Berlin“ für Sky und Das Erste produziert, hält sich mit Informationen über die künftige Rolle von Johann „Rukeli“ Trollmann als Halbbruder der Hauptfigur Charlotte Ritter zurück. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man noch keine Informationen über die vierte Staffel herausgeben, heißt es. „Das Casting läuft gerade erst an. Es steht noch nicht genau fest, ab wann gedreht werden kann, und schon gar nicht, wann die Serie dann ausgestrahlt wird.“ Das Erste teilt auf seiner Sendungs-Homepage mit, dass die Dreharbeiten im Frühjahr beginnen sollen. Von Dirk Reitmeister