Gifhorn: Telefonabzocke fliegt auf

Der Anruf hatte nur ein Ziel: Mit einer dreisten Telefonabzocke wollte ein unbekannter Betrüger einen hohen Geldbetrag ergaunern. Als Opfer hatte sich der Täter einen prominenten Gifhorner ausgewählt – dieser durchschaute die Masche jedoch. Jetzt ermittelt die Gifhorner Polizei. Abgespielt hat sich der Betrugsversuch am 13. Januar, 13.15 Uhr: Im Haus des ehemaligen Gifhorner Stadtbrandmeisters Wolfgang Scharfenberg klingelte das Telefon. Als der inzwischen pensionierte Mitarbeiter der Stadtverwaltung den Hörer abnahm, stellte sich ein Anrufer als Postbank-Angestellter vor. „Eine ungewöhnliche Überweisung“: Scharfenberg, der tatsächlich Postbank-Kunde ist, wurde nicht sofort misstrauisch. „Der Anrufer, der akzentfreies Hochdeutsch gesprochen hat, berichtete mir von einer ungewöhnlichen Überweisung, die bei der Kontrolle meines Girokontos aufgefallen sei“, so Scharfenberg. Es ging um einen angeblichen Schuhkauf per Internet und eine damit in Verbindung stehende Summe von genau 2900 Euro. Mit ruhiger Stimme forderte der angebliche Postbank-Mitarbeiter den Gifhorner auf, an seinen Computer zu gehen. „Per Onlinke-Banking ging es um eine Sofort-Rücküberweisung“, berichtet Scharfenberg. Ein ausländisch klingender Name, der in dieser Verbindung von dem Anrufer genannt wurde, ließ dann jedoch bei Scharfenberg die Alarmglocken klingeln. „Ich bin den Anweisungen nicht mehr gefolgt, habe den Mann aufgefordert, mir seine Telefonnummer für einen Rückruf zu nennen.“ Der mutmaßliche Postbank-Mitarbeiter nannte Handyverbindungsdaten – auf einen Rückruf verzichtete Scharfenberg jedoch. Betrugsversuch aufgeflogen: Der ehemalige Stadtbrandmeister rief stattdessen die Postbank in Hannover an und schilderte den merkwürdigen Vorfall. „Danach war der Betrugsversuch aufgeflogen“, berichtet Scharfenberg, der inzwischen mit der Polizei Kontakt aufgenommen hat. „Ich möchte andere Menschen davor bewahren, auf diese Abzocke hereinzufallen“, hofft der Gifhorner darauf, dass es der Polizei gelingt, den Betrügern auf die Spur zu kommen. Gifhorns Polizeisprecher Thomas Reuter hat jedoch nur wenig Hoffnung, dass es gelingt, den oder die Täter zu fassen. „Diese agieren nämlich fast immer über Callcenter aus dem Ausland“, weiß Reuter, dass die Abzockmasche nicht neu ist. Ähnliche Betrügereien und Betrugsversuche habe es im Landkreis Gifhorn in der Vergangenheit mehrfach gegeben. Dabei hätten sich die Täter als Mitarbeiter verschiedener Geldinstitute vorgestellt. Auch der Enkeltrick gehöre in diese Kategorie. „ Der Modus Operandi wechselt – Ziel bleibt jedoch immer, Geld zu ergaunern oder Zugriff auf den PC der Opfer zu erlangen“, so Reuter. Vorbildliche Reaktion: Die Reaktion von Wolfgang Scharfenberg wird von Reuter gelobt. „Er hat genau richtig gehandelt“, erklärt der Polizeisprecher. Niemals würde ein Bankmitarbeiter einen Kunden auffordern, eine Überweisung oder Rücküberweisung online zu tätigen und ihm dabei Namen und Daten des Zielkontos nennen oder Kundendaten abfragen. Auch der von Scharfenberg getätigte Rückruf bei der Bank sei gut gewesen. So sei die Betrugsmasche schnell aufgeflogen. Würden alle Bürgerinnen und Bürger so aufmerksam und misstrauisch sein, hätten Telefon-Abzocker kaum noch eine Chance. Von Uwe Stadtlich