Gifhorn: Einzelhandel will im Lockdown Kunden halten

Der Corona-Lockdown wurde verlängert. Überrascht hat das auch die Einzelhändler in der Gifhorner Innenstadt nicht wirklich. Und sie wollen durchhalten, machen unverdrossen die Jahres-Inventur, bieten weiterhin Abhol- oder gar Bring-Services an und hoffen darauf, dass sich irgendwann und nach Corona „Erholungseffekte“ einstellen. Er könne nicht für alle sprechen, meint Schütte-Chef und City-Gemeinschaft-Vorstand Udo von Ey, weil derzeit auch die Kontakte innerhalb des Händler-Verbands zwangsläufig herunter gefahren wurden, aber in seinem Kaufhaus werde das Angebot der telefonischen Bestellung und kontaktloser Abholung von den Kunden „dankbar angenommen“. Auch der neue Gifhorn-Gutschein der CGG habe sich seit seinem Start „sehr gut verkauft“. Die Zeit sinnvoll überbrücken: Deren Besitzer seien aber gezwungen, sich nun noch länger zu gedulden, bis die Geschäfte wieder öffnen. Ebenso wie die Geschäftsleute: „Wir müssen uns überlegen, wie wir die Zeit sinnvoll überbrücken“, so von Ey, der sich auf den Lockdown bis Ende Januar eingestellt hat, aber hofft, dass dann die Läden wieder öffnen und die Kunden „wie 2020“ in die Innenstadt zurückkehren. Einen Beitrag dazu leisten soll im Sinne der Kundenbindung der Abholservice: „Ihn anzubieten, ist für uns nicht wirtschaftlich, aber wichtig“, erklärt von Ey – was auch Fritz Becker junior vom gleichnamigen Modehaus bestätigt: „Aktuell hilft es nicht wirklich, wir bleiben damit jedoch im Kopf des Kunden – der uns die Treue halten und irgendwann zurück kommen soll.“ Denn der Mode-Einzelhandel mit seinen „stationären Bezugspunkten lebt vom Präsenzgeschäft“. Wunsch nach Positionierung in der Politik: Ob man das Corona-Infektionsgeschehen mit den jetzt angeordneten Regeln in den Griff bekommen werde, sei nicht absehbar. Becker wünscht jedoch, dass sich „die Politik bald eindeutig positioniert, wie man mit den einzelnen Branchen umgeht und ihnen unter die Arme greift“. Bis auf weiteres müsse man sich nach dem verlängerten und bei hoher Inzidenz verschärften Lockdown mit „pessimistischen Planungen“ behelfen, „gucken und rechnen, bevor man sich für etwas entscheidet“. „Kaufmänner haben immer ein bisschen Hoffnung“: Besonders wichtig für den Einzelhandel sei dabei die Beantwortung der Frage, „was wir besser machen können als Amazon“, meint Fritz Becker junior, denn: „Kaufmänner haben immer ein bisschen Hoffnung.“ Nach Corona würden die Menschen wieder feiern und „angemessene Textilien“ dafür haben wollen: „Dann kann sich ein Erholungseffekt einstellen.“ Den Gürtel ordentlich enger schnallen: Falls über Ende Januar hinaus der Lockdown wieder verlängert würde, „machen wir weiter, und ich muss den Gürtel ordentlich enger schnallen“, sagt Lutz Dänzer, der in seinen Buchläden auch Abhol- und Lieferservice anbietet, welcher „rege genutzt“ wird. Im Einzelhandel hangele man sich ansonsten „von Tag zu Tag. Bei jedem köchelt die Suppe vor sich hin, alle warten, dass es vorüber geht und nicht alle beim großen A bestellen.“ Konsequenzen erst im Herbst sichtbar: Die Lockdown-Verlängerung sei „nachvollziehbar“, ob es das richtige Mittel sei oder ein Komplett-Lockdown – „lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“ – das bessere Mittel gewesen wäre, bleibe abzuwarten. „Besser jetzt die Geschäfte zu lassen, als jetzt aufmachen und im März wieder schließen“, meint Udo von Ey. Und Becker glaubt, dass sich die Konsequenzen aus dem Lockdown für den Einzelhandel „überhaupt erst im Herbst zeigen wird“. Von Jörg Rohlfs